Kommentar über Wuppertals Flüchtlinge Herzlich Willkommen!
An diesem letzten Tag im Jahr ist eigentlich traditionell die Gelegenheit, noch einmal Bilanz zu ziehen. Ich habe mich vor Weihnachten dazu entschieden, diesmal ein nach vorne gewandtes Thema zu behandeln — das der Zuwanderung.
Und der Chancen, die damit einhergehen.
Sollte ich darauf verzichten, weil rund um die Weihnachtstage annähernd jeder nationale Würdenträger aus Politik, Religion, Wirtschaft und Gesellschaft genau darauf hingewiesen hat? Sicher nicht. Denn es stimmt ja — und zwar für unsere Stadt in ganz besonderem Maß.
Zu Beginn doch ein kleiner Blick zurück: Noch vor zehn Jahren sahen die Landesstatistiker Wuppertals Einwohnerzahl im Jahr 2020 bei 312.000. Heute liegt der Wert in der Prognose bei 347.000 — in etwa da, wo wir auch heute stehen. Wuppertal ist keine schrumpfende Stadt mehr, sie mag allenfalls — wie andere auch — ein Problem mit der Altersstruktur (überwiegend ihrer deutschen Einwohnerschaft) haben. Nicht aber mit Ausländern. Denn ihnen verdanken wir die Trendwende. Sowohl in der Geburten- als auch in der Zuwanderungsstatistik.
Diese jungen ausländischen Menschen sind ein wichtiger Pfeiler für die weitere Entwicklung Wuppertals. Deswegen müssen sie entsprechend "mitgenommen" werden, in Schulen, in Ausbildungsstätten, in der Universität. Insofern ist die momentane Aufnahme von Flüchtlingen sicher eine Herausforderung, vor allem aber eine Chance — für beide Seiten: Nur noch wenige Bürger unserer Stadt wissen, wie es ist, im Krieg in der ständiger Furcht vor dem nahen Tod zu leben. Einige von ihnen zählten damals übrigens mit zu den Zehntausenden, die in Wuppertal schließlich eine neue Heimat fanden. Wen die Schreckensbilder aus den syrischen Städten nicht kalt gelassen haben, muss diesen Menschen ein friedliches Leben gönnen. Und eines in Brot und Arbeit — schließlich gibt es gegenwärtig in Wuppertal 1.500 offene Stellen — Tendenz steigend.
Da ist es ermutigend, dass es zahlreiche Signale gilt, dass sich im Tal eine Willkommenskultur entwickelt, im behördlichen Ablauf wie in Patenschaftsprojekten. Und vielleicht ja auch im schlichten nachbarschaftlichen Miteinander. Schließlich, so sieht es das Modell vor, sollen Flüchtlinge schnellstmöglich in eigene Wohnungen ziehen, die es in Wuppertal noch ausreichend gibt. Anders als in anderen Großstädten, in denen man auch im Wettbewerb um Einwohner und Arbeitskräfte steht. Manchmal stehen finanzielles Kalkül und Menschlichkeit eben nicht im Gegensatz.