Kommentar zur künftigen Kaufhof-Nutzung Chance für „Zukunft live“

Wuppertal · Wie sieht eine moderne (Stadt-)Bibliothek aus, wie funktioniert sie? Sicher nicht mehr so, wie mancher Traditionalist sich das angesichts früherer Zeiten vorstellt.

Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Der offene, weitläufige und medial zeitgemäß gemixte Raum, als der eine Bibliothek heutzutage beim jungen (Nachwuchs-)Publikum, aber auch bei den Klassiker-Liebhabern punktet, ist natürlich eine Fläche, die sich ganz anders präsentiert, als die aktuelle Situation an der Kolpingstraße.

Dass die Zentralbibliothek dort ausziehen muss und ausziehen wird, steht fest. Das Gebäude ist ideal geeignet fürs Stadtarchiv, dessen heutige Räume der NRW-Landesbaubetrieb für die Bergische Universität am Haspel nutzbar machen wird. Da reden wir also von einem „Räumchen-wechsel-dich“-Spiel mit positiven Vorzeichen.

Solche positiven Vorzeichen – sowie mehr als die – braucht auch die Elberfelder Innenstadt. Und mit ihr die dortige Schlüssel-Immobilie, der insgesamt etwa 32.000 Quadratmeter Netto-Nutzfläche bietende frühere Kaufhof. Bei der Vorstellung der Ergebnisse einer Untersuchung der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) aus Köln am Mittwoch im Kulturausschuss wurden, wenn auch Monika Kollmer von der GMA als Referentin sich sehr zurückhaltend ausdrückte, zwei Dinge schnell klar. Erstens: Dass die Elberfeld-innerstädtische Kaufhof-Lage den beiden anderen denkbaren Standorten im heutigen AOK-Gebäude an der Bundesallee und innerhalb des schon seit sehr langer Zeit leeren „Concordia“-Komplexes am Werth in der Barmer City überlegen ist. Zweitens: Dass ein neuer Bibliotheksstandort, der vom alten nicht weit entfernt liegt, für alle Beteiligten – sprich: Mitarbeiter und Nutzer – erhebliche Vorteile bringt.

Eine Eingangssituation im Erdgeschoss direkt am Neumarkt findet Bibliotheksleiterin Karin Röhrich unbedingt wichtig: Hier in der City könnte das verwirklicht werden. Und das Gebäude hätte richtig viel Ausstrahlung. Im gesamten Umfeld. Für alle Generationen.

Wenn es Stadt, Immobilien-Eigentümer und Entwickler Coinel aus Düsseldorf gelänge, eine multifunktionale Nutzung auf die Beine zu stellen, die Einzelhandel, Flächen für Ärzte, Wohnformen wie etwa für Studenten sowie zusätzliche gewerbliche Nutzungen plus Eventflächen und eben eine Bibliothek unter dem Motto „Bildung“ als ganzheitliches Konzept für diese wichtige Innenstadtlage zu realisieren, würde sichtbare und spürbare Zukunft entstehen.

„Zukunft live“ sozusagen – die der in Wuppertal leider so verbreiteten und definitiv unberechtigten Meckerei-Untergangsstimmung etwas Handfestes entgegensetzt.

Und wenn dann eines Tages die Neumarktstraße – auch solche Überlegungen gibt es – zur mehrheitlich autofreien Zone würde, dann hätte Wuppertal an dieser Stelle einen echten Volltreffer gelandet.