Kommentar zu waffenfreien Zonen Das ist doch keine Lösung!

Wuppertal · Am 17. Juli ist ein 24 Jahre alter Mann in Vohwinkel durch mehrere Stichverletzungen ums Leben gekommen. Im Bereich Wupperpark-Ost kam es innerhalb von wenigen Tagen zu drei gewalttätigen Auseinandersetzungen – auch hier mit Stichverletzungen.

von Milka Vidovic

Foto: Wuppertaler Rundschau

Die „Junge Union“ fordert eine waffenfreie Zone. In einer Pressemitteilung der CDU-Nachwuchsorganisation heißt es: „Der öffentliche Raum ist vor allem in den Abendstunden für viele zu einem Ort geworden, an dem Gewalt keine Seltenheit mehr ist. Dadurch, dass Messer immer öfter auf Straßen, in Schulen und vielen weiteren Räumen des öffentlichen Lebens mitgeführt werden, ist davon auszugehen, dass Gewalttaten mit Messern noch zunehmen werden.“

Das sehe ich nicht so! Ich habe nicht das Empfinden, dass der öffentliche Raum in unserer Stadt in den Abendstunden zu einer „Sin City“ mutiert, in der uns Kriminelle, Drogenabhängige und verlorene Seelen mit ihren Messern beziehungsweise Waffen an die Wäsche wollen.

Ja, es gab in jüngster Vergangenheit – und das innerhalb einiger Tage – Gewaltdelikte auf unseren Straßen, aber das ist nicht die Regel. Die Taten spielten sich im Milieu ab und richteten sich nicht wahllos gegen unbeteiligte Passanten auf der Straße. Wie oft wurden Sie in ihrem Leben auf offener Straße mit einem Messer bedroht? Wie viele Menschen aus Ihrem Umfeld kennen Sie, denen das schon mal passiert ist?

Nicht falsch verstehen, natürlich werden täglich irgendwo Menschen Opfer von Straftaten. Jedes einzelne Opfer, egal ob in Wuppertal oder wo auch immer, ist eines zu viel. Und es stimmt, dass die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2023 besagt, dass es bei den Straftaten im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 1,7 Prozent gab. Dennoch gehört das Bergische Städtedreieck ebenfalls laut dieser Statistik zu den sichersten Regionen in NRW.

Was genau soll eine waffen- beziehungsweise messerfreie Zone, zum Beispiel in der Elberfelder Innenstadt oder im Bereich des Berliner Platzes in Oberbarmen, bringen? Schreckt sie Menschen, die bewaffnet und bereit sind, Straftaten zu begehen, ab? Legen diese Leute ihre Messer oder Schlagstöcke vor der Zone ab und betreten sie dann? Und Hand aufs Herz: Fühlen Sie sich nachts um 2 Uhr sicherer auf der Gathe oder der Schwarzbach, nur weil sie Teil der waffenfreien Zone ist? Natürlich nicht. Übrigens: Die Polizei darf nicht einfach so Personen oder Taschen durchsuchen. In einer waffenfreien Zone schon. Ich weiß, Sie haben natürlich nichts zu verbergen. Ich auch nicht. Ich möchte trotzdem nicht jederzeit grundlos durchsucht werden können.

Aber worüber sprechen wir hier eigentlich? Sollte es nicht der Normalfall sein, dass man erst gar keine Waffe bei sich trägt? Ja, sollte es! Vielmehr sollten wir uns doch fragen, wo diese Gewaltbereitschaft herkommt und als Gesellschaft gemeinsam daran arbeiten, dass junge Menschen (auffällig ist der hohe Anteil der Tatverdächtigen unter 21 Jahren laut Polizeistatistik) gar nicht erst auf den Gedanken kommen, dass ein Messer eine Lösung für irgendein Problem wäre.