Kommentar zur Islam- und „Pegida“-Diskussion „Wugida“? Hier unerwünscht!

In Wuppertal leben Menschen aus über 100 Nationen und mit den verschiedensten Glaubensrichtungen friedlich zusammen. Das tun sie, weil sie das wollen. Und weil sie sich auf eine unaufgeregte, effiziente und Konflikte vermeidende Integrationsverwaltung sowie Integrationspolitik verlassen können.

Kommentar zur Islam- und „Pegida“-Diskussion: „Wugida“? Hier unerwünscht!
Foto: Bettina Osswald

Dieses "Wuppertaler Modell" hat bundesweiten — zuletzt auch im ZDF zur besten Sendezeit öffentlich gemachten — Modellcharakter.

Geschehnisse wie die blutigen Attentate von Paris und die unsägliche deutsche "Pegida"-Begleitmusik machen Angst und Sorge. Gerade deswegen sollte hinter die Kulissen geschaut werden. Wenn Integration nicht funktioniert, sondern — wie in Frankreich — nur so getan wird, als ob, brechen Gräben auf. Und wenn — wie bei "Pegida" — nicht klar gesagt wird, dass hier Nationalisten, Rassisten und (im harmlosesten Fall) Rechtspopulisten am Werk sind, macht man dieses Gedankengut salonfähig, öffnet ihm Wege in die Wohnzimmer. Und zwar nicht nur in die, an deren Wänden Hirschgeweihe hängen...

"Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" — das steht voll ausgeschrieben hinter der dämlichen Abkürzung "Pegida". Was bedeutet Patriotismus? Wer sind die Europäer? Was ist Islamisierung? Was ist das Abendland? Zur ernsthaften Beantwortung dieser Fragen bedarf es umfassenden Wissens und großer Diskussionskultur. Nicht der Sprücheklopferei, die noble freiheitliche Slogans wie "Wir sind das Volk" veruntreut.
Dass "Pegida" nun auch noch — wie eine eklige Hautkrankheit — weitere "Ableger" nach sich zieht, schmeckt fad. "Bärgida" in Berlin, wo man mit dem Berliner Wappentier Schindluder treibt — oder "Dügida" in Düsseldorf, gegen deren Aufmarsch am Montag auch viele, viele Wuppertaler in die Landeshauptstadt gefahren sind. Apropos Wuppertal: Dass noch niemand aus den rechten Ecken unserer Stadt gekrochen ist, um mit "Wugida" auf Rattenfang zu gehen, ist erstens erstaunlich und zweitens sehr gut so.

Es wäre schön, wenn all die Menschen, die da gegen eine angebliche Islamisierung pöbeln, ihre Kraft bündelten, um denen zu helfen, die von der Politik fordern, die Muslime in Sachen progressiver Jugendarbeit zu unterstützen. Die vielen moslemischen (Moschee)Gemeinden nämlich, die es hier vor Ort gibt, müssen allein und ehrenamtlich ihre jungen Leute davon abhalten, auf die extremistische Bahn zu geraten. Hier ist ganz neue — staatlich geförderte und professionalisierte — Jugendarbeit nötig.

Der Dschihad-Islamismus ist ein Splitterphänomen. Wer auch immer in Wuppertal versucht, dieses Splitterphänomen für dumpfe Meinungsmache zu instrumentalisieren, stellt sich gegen die breite Mehrheit dieser Stadt.

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