Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Zettelwirtschaft

Ehe Sie mich irgendwann mal in der Redaktion besuchen und es dann mit eigenen Augen sehen, gebe ich es lieber freiwillig zu: Ich bin Zettelsammler. Wenn mir etwas unterkommt, was sich beispielsweise für diese Kolumne eignet, schreibe ich es auf und lege es auf einen großen Haufen.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Höchste Zeit, den mal aufzuräumen, ehe er mir noch weiter über den Kopf wächst als Griechenland seine Schulden.

Was liegt denn da obendrauf? Ach ja, die Pressemitteilung mit der erstaunlichen Überschrift: "Schneemann leitet DB Regio Bus Finanzen". Da merkt man natürlich auf und fragt sich, ob die Bahn wegen der Lokführerstreiks jetzt bei den Beförderungen der Führungskräfte extrem sparen muss. Und ob der neue Leiter wohl nur einen auf die Wintermonate befristeten Zeitvertrag hat? Erst das Kleingedruckte verrät, dass es sich um den Controller Dr. Arne Schneemann und nicht um einen Finanzexperten mit Mohrrübennase handelt. Weg damit!

Und was habe ich da mit der Hand notiert? "Land NRW testet eine Katastrophen-App fürs Handy. Die warnt dann vor Wupperhochwasser und wenn Dieter Bohlen im Fernsehen kommt." Mittelmäßiger Witz. Kann auch weg.

Nächstes Blatt, diesmal von der Kreispolizeibehörde Mettmann: Die hat das Verwaltungsdeutsch grandios perfektioniert und folgenden Betreff für den Überfall auf einen 82-Jährigen gefunden, der am Geldautomat beklaut wurde: "Nach Geldabhebung zeitnah beraubt". Das Blättchen tun wir mal zeitnah weg. Um nicht zu sagen direkt...

Apropos zeitnah: Erst neulich habe ich den nächsten Notizzettel mit dem Stichwort "ibis" auf dem Berg deponiert. Er sollte mich daran erinnern, Ihnen von der Homepage des "ibis"-Hotels an der Kluse zu erzählen. Die empfiehlt nämlich als "sportliche Aktivität" einen einzigen Wuppertaler Programmpunkt, der überraschenderweise unter dem Stichwort "Skigebiet" aufgeführt wird. Es handelt sich bei näherem Hinsehen um die Skihalle in Neuss. Wenn der Direktor mal um die Ecke geht, ist er direkt beim Stadtsportbund, die hätten vielleicht noch ein paar ergänzende Sport-Tipps für die wärmere Jahreszeit.

Möglicherweise hat die Belegschaft aber keine Zeit dafür, weil sie sich selbst im Rahmen der Hotel-Zertifizierung nach ISO 14001 ständig weiterbilden muss. Dazu weist die Homepage besonders auf den Punkt "Schulungen des Personals zum Schutz der Kinder gegen Sextourismus" hin. Hoffentlich bedeutet das nicht, dass Wuppertal bei seinen Bemühungen um mehr Gäste von außerhalb übertrieben hat. Da der Texter der Homepage aber eine Zeile weiter auch "Beheitzung" mit "t" schreibt, werfen wir diesen Zettel zusammen mit der darunter seit geraumer Zeit schlummernden "Schwächung der Doppeltraktionsfahrten bei der Regiobahn S28" lieber ganz weg, statt ihn noch weiter zu hinterfragen.

So, nur noch einer: "NSA SIM" steht da drauf, weil die Amerikaner ja angeblich die PIN-Nummern von unseren Handy-Karten kennen und alles sehen können, was wir mit den Mobiltelefonen so anstellen. Das ist ziemlich praktisch, weil meine Frau mir vor ein paar Tagen gesimst hat, wie viel Pfund Gehacktes ich fürs Wochenende kaufen soll. Und jetzt muss ich gleich in den Supermarkt und finde weder sie noch die SMS. Wenn die NSA das hier im Internet liest, wäre es also total nett, wenn ein Spion mal kurz nachgucken könnte, wie viel Gramm ich holen soll und ob das Hack vom Rind oder halb und halb sein soll. Zur Sicherheit schreibe ich hier mal schnell die Worte Bauanleitung, Bombe und Prophet: Dann müsste es in den nächsten fünf Minuten klingeln...

Bis die Tage!

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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