Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Wuppdika!

Im Gegensatz zum Kölner oder Düsseldorfer hat der Wuppertaler den Karneval ja nicht mit der Muttermilch, sondern frühestens nach zehn Pils aufgesogen. Das führt gelegentlich zu Abstoßungsreaktionen, wenn wir jecke Aktivitäten entfalten sollen.

Ich bilde da keine Ausnahme und wurde deshalb kalt erwischt, als mich dieser Tage eine Einladung in die "Närrische Stadthalle" erreichte.

Gewährsleute versicherten mir, es handele sich um eine geradezu legendäre Veranstaltung, bei der sich wildfremde Menschen zu kölschem Liedgut schunkelnd in den Armen liegen. Um die Eintrittskarten wurde ich vielfach beneidet, weil man die im Grunde leichter erben als erwerben könne, so jeck sei der Wuppertaler Narr auf die Tickets.

Entsprechend akribisch bereitete ich mich vor und verwarf Kostüm-Idee um Kostüm-Idee, bis ich am Ende als durchaus eindrucksvoller Clown verkleidet der zur Indianerin mutierten Gattin die Taxitür aufhielt, um stilvoll zur Stadthalle transportiert zu werden. Der offenbar noch nicht lange im hiesigen Kulturkreis heimische Chauffeur bekam angesichts seiner Fahrgäste zunächst eine Art Schockstarre, bis wir ihn in Kurzform über das Phänomen Karneval und damit den Hintergrund unserer Kleidungswahl informierten.

Die erwies sich allerdings mit Blick auf die nahezu ausnahmslos in schwarzem Anzug und langem Kleid angetretenen Stadthallenbesucher als tendenziell unglücklich. Es wäre nett gewesen, wenn uns vorher jemand gesagt hätte, dass Verkleidungen bei Prunksitzungen eher verpönt sind. Dafür gibt es nämlich eigens Kostümsitzungen ...

Jetzt weiß ich nicht, wie Sie sich als einziger Clown unter 900 Menschen in Abendkleidung gefühlt hätten? Noch dazu mit einer batteriebetriebenen roten Nase, die alle zwei Sekunden hell aufblinkt, um möglichst viel Aufmerksamkeit auf ihren Träger zu lenken. Ich sage mal so: Am Ende war ich nicht unfroh, dass ich dem Hitzestau unter der atmungspassiven Kunsthaarperücke Tribut zollen und weit vor dem Ende des Programms an die frische Luft flüchten musste.

Dabei hätte ich doch so gerne am Ende der Veranstaltung die Wuppertal-Hymne "Ich bin verliebt in meine Stadt" mitgesungen, nachdem ich vorher mit den Kölner Hits nicht zurecht gekommen bin: Am Bickendorfer Büdche mit Tütche, Brütche und Schnütche — da musst du ja pro Wort ein Kölsch trinken, sonst kriegt man einen trockenen Hals. Was bin ich froh, dass mich keiner erkannt hat ..

Bis die Tage!

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