Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Exkrementenangstraum

Zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen gehört der bezaubernde Duft im Großkatzenhaus des Wuppertaler Zoos. Dass ich trotz des mehrfachen Einatmens dieser Kombination aus kondensiertem Puma-Pipi und ausgasenden Löwenkötteln noch nennenswert gewachsen bin, wundert mich heute noch.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Bis vor kurzem war ich felsenfest davon überzeugt, dass dieser nasale Super-GAU absolut einmalig ist. Dann habe ich die Parkpalette am Johannisberg entdeckt.

"Parkpalette" bezeichnet normalerweise ein platzsparend gebautes Parkhaus, dessen oberes Deck kein Dach hat. Bei den beiden halboffenen Parkebenen am Johannisberg unmittelbar gegenüber dem Dörpfeld-Gymnasium verweist der Name allerdings auf die breite Palette der Gerüche, die speziell aus der finsteren Ecke des schwer einsehbaren rechten Teils der unteren Parkebene entweichen. Die dürftigen Worte der menschlichen Sprache reichen kaum aus, um qualifiziert zu beschreiben, was arglosen Passanten auf dem Weg zum nur wenige Meter entfernten Stadthallen-Haupteingang da plötzlich um die Nase weht.

Sagen wir mal so: Der olfaktorische Gesamteindruck belegt eindrucksvoll, dass Menschen hier nicht nur Autos zurücklassen. Wenn Sie sich vorstellen, die gesamte Besatzung eines Oktoberfestzeltes würde ganztägig in Ihren Keller pinkeln und auch ihre nicht mehr weißen Würste dort absondern, kommen Sie der Sache wahrscheinlich relativ nahe.

Auswärtige Besucher hochkarätiger Stadthallen-Veranstaltungen, die hier voller Freude über einen so unerhört günstigen Parkplatz aus dem Wagen steigen, werden das spätestens bereuen, wenn die Gattin ohnmächtig wird oder ihr Smokinghemd mit dem scharfen Dunst chemisch reagiert und sich gelb verfärbt.

Sie können sich dann damit trösten, dass sie wohl kein Knöllchen bekommen werden, falls sie vergessen, den Parkschein zu ziehen. Wenn Politessen es in diesem Exkrementenangstraum lange genug aushalten wollen, um Strafzettel auszustellen, bräuchten Sie schon ein Sauerstoffgerät. Es sei denn, sie waren früher Tierpflegerin im Raubtierhaus...

Bis die Tage!

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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