Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Die Zaubertröte

Wuppertal · Vor einiger Zeit erreichte uns eine Pressemitteilung, die 2024 kaum noch getoppt werden dürfte: Darin teilt das Schauspielhaus Bochum mit, dass die Premiere von „Warten auf Godot“ leider verschoben werden muss ...

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Daraufhin habe ich mich natürlich gefragt, ob die Nachricht möglicherweise Teil der Inszenierung sein könnte. Konsequent wäre dann, die Premiere überhaupt nicht stattfinden zu lassen, sie aber im Spielplan permanent neu anzukündigen. So könnte man im Kulturbetrieb nicht unerhebliche Kosten sparen.

Die Kunstfreiheit lässt schließlich eine Menge zu. Im Festspielhaus Neuschwanstein läuft beispielsweise gerade „Die Zauberflöte“, was zunächst mal nicht ungewöhnlich ist. Es handelt sich schließlich um die am meisten aufgeführte Oper in Deutschland, die sogar ich kenne, obwohl ich normalerweise lieber Metallica als Mozart höre.

Möglicherweise hat man sich deshalb in Neuschwanstein auch gedacht, dass man etwas gegen drohende Eintönigkeit unternehmen muss, und führt zwar „Die Zauberflöte“ auf, allerdings als Musical mit neuer Musik und anderer, zeitgemäßerer Handlung. Der zuständige Komponist hat dafür frei nach dem schon 1985 von Falco erfundenen Motto „Rock me Amadeus“ schöne moderne Songs im Geiste Mozarts geschrieben.

Für konservative Geister ist das daher wahrscheinlich eher „Die Zaubertröte“ und ungefähr so, als würde man „Faust“ auf die Bühne bringen, aber statt der Verse von Goethe Reime von Rappern benutzen und Mephisto und Faust illegale Sportwetten mit Gott abschließen lassen. Das Stück könnte dann ganz aktuell passend zur EM ungefähr so anfangen:

„Happ ich nun ey,
gar nix studiert
und mich auch gar
nich erst bemüht,
hier steh ich nun
im Fußballtor,
und bin so reich
wie nie zuvor.“

Aber ich schweife ab, denn eigentlich hatte ich mir bei der Meldung aus Bochum noch eine ganz andere Frage gestellt. Nämlich die, ob Godot eigentlich ein Vorname ist? Da komme ich drauf, weil das Standesamt Wuppertal jüngst die Liste der beliebtesten Vornamen für Neugeborene im Jahr 2023 veröffentlicht hat. Geschlechtsübergreifend vorne lag dabei Noah. Insgesamt 19 neue Noahs deuten darauf hin, dass die vielen sintflutartigen Niederschläge in Wuppertal wahrscheinlich auch auf die Namensgebung Einfluss nehmen.

Spannender als die häufigen Namen sind aber die sehr seltenen, die 2023 nur jeweils ein einziges Mal vergeben wurden. Bei Jungs fiel mir da beispielsweise Wellington auf, den ich bisher nicht als Baby, sondern nur als Filet kannte. Stark ist natürlich auch Zidane, dem ich wünsche, dass er auf dem Bolzplatz dem durch diesen Namen ausgelösten Druck standhält. Unter den einmaligen Mädchennamen finde ich Fanta sehr beachtlich. Wenn die Eltern die Familienplanung weiter vorantreiben, darf sich Fanta wahrscheinlich auf ihre kleine Schwester Cola oder die süßen Zwillinge Mezzo und Mix freuen.

Weil aber ähnlich wie in der Mode alles wiederkommt, wurden in Wuppertal seit 2023 auch jeweils eine kleine Helga, eine Käthe und ein Markus geboren. Irgendwann werden garantiert auch Ruprecht, Dietlinde, Brunhilde, Fürchtegott und Roderich wieder modern und die ganzen Noahs zurück auf ihre Arche schicken. Wie lange es dauern wird, bis die erste entnervte Spätgebärende ihr Baby Godot nennt, ist allerdings unklar. Auf den muss man ja traditionell nicht nur in Bochum immer sehr lange warten ...

Bis die Tage!