Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Schilderrätsel

Als erfahrener Benutzer der Wuppertaler Straßenverkehrsinfrastruktur weiß man ja, dass bei uns im Moment der Weg weder das Ziel ist, noch zu selbigem hinführt. Wenn Sie mal versucht haben, einem auswärtigen Autofahrer zu erklären, warum er von der Schwimmoper zum "CinemaxX" am besten über Remscheid und Wermelskirchen fährt, dann wissen Sie, was ich meine.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Um das Ganze für uns noch etwas abwechslungsreicher zu gestalten, ist jetzt auch noch der Kiesbergtunnel gesperrt. In diesem Zusammenhang stieß ich an der Brücke Südstraße auf das rechts unten abgebildete Schild, von dem man annehmen darf, dass es Autofahrern theoretisch Orientierung im Hinblick auf die Tunnelsperrung bieten soll. Praktisch allerdings ist ein erfahrenes Team aus Kryptologen, Kunsthistorikern und Geographen seit Tagen erfolglos damit beschäftigt, seine Bedeutung zu entschlüsseln.

Dazu muss man wissen, dass die Ursprungsversion des windschiefen Schildes hier schon ewig stand, um auf die Sperrung des Kiesbergtunnels für Lkw über 3,5 Tonnen hinzuweisen. Jetzt aber hat man es im Rahmen eines konstruktiven Husarenstücks weiterentwickelt, um die aktuelle Verkehrslage abzubilden. Und zwar durch die Montage eines größeren "Durchfahrt verboten"-Schildes, das außen angebracht wurde und die alte Version mittels Zuklappens überdecken sollte. Ein Blick auf die beklagenswerte Rückseite des Gesamtgebildes lässt ernsthafte Zweifel daran aufkommen, dass dieselbe Menschheit, die solche Schilder bastelt, technisch in der Lage war, mehrfach unfallfrei zum Mond zu fliegen.

Mit zwei Schräubchen hat die Optimierungsarbeitsgruppe das Zusatzschild an der dünnen seitlichen Falz fixiert, auf dass schon leichter Wind das ganze Gebilde komplett verbiegen und ruinieren möge. Das hat dann auch ganz gut geklappt. Insgesamt handelt es sich um ein Meisterstück des Signalbaus, das man in dieser Form sonst nur aus seit mehreren Jahrzehnten leer stehenden Kasernen der Sowjetarmee im hinteren Sibirien kennt.

Gekrönt wird dieses blecherne Trauerspiel durch das an der Oberkante mit zwei Häkchen eingehangene Zusatzschild "W-Sonnborn", von dem ich als Laie mal annehme, dass es den Menschen möglicherweise erklären soll, wie sie mit dem Auto nach Sonnborn kommen. Erschwert wird das aber durch das oberhalb des unterhalb positionierten großen Durchfahrtsverbotsschildes angebrachte winzige Rechtsabbiegesymbolrätsel. Wenn Sie dieses Wortgebilde jetzt verwirrt, dann geht es Ihnen ähnlich wie den ortsfremden Autofahrern, die am Ende mit tödlicher Sicherheit hundert Meter weiter halbrechts einschwenken und über Küllenhahn und durch Cronenberg irren werden, um schließlich in Hintersudberg zu stranden, wo mutmaßlich noch nie jemand von Sonnborn gehört hat. Der Schwarze Weg, über den man recht unkompliziert von der Südstraße nach Sonnborn kommen könnte, wird für die Betroffenen auf diese Weise ein dunkles Geheimnis bleiben. Genau wie die Antwort auf die Frage, wer sich solche Schilder ausdenkt...

Bis die Tage!

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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