Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Rabattschlachten

Wuppertal · Alle reden von der globalen Erwärmung. Um darauf gut vorbereitet zu sein, bin ich vorige Woche losgezogen, um eine kurze Hose zu erwerben. Früher ging man dazu einfach in einen Laden und kaufte eine. Heutzutage muss man erst gucken, wo es Rabattaktionen, Payback-Punkte oder drei Hosen zum Preis von zwei gibt, auch wenn man eigentlich nur eine braucht.

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Diesmal hatte mich meine Frau eigens mit speziellen Rabattcoupons eines Kaufhauses ausgestattet, mit denen man 20 Prozent Nachlass auf lauter Sachen bekommt, die man immer schon mal nicht haben wollte. Außerdem habe ich inzwischen so viele Kundenkarten im Portemonnaie, dass eigentlich kein Geld mehr reinpasst.

So ausgestattet sollte der Hosenkauf eigentlich keine größere Schwierigkeit mehr sein. In der Praxis galt es für mich aber zunächst, das Problem „hilfsbereite Verkäuferin“ zu lösen. Offensichtlich verhält es sich nämlich so, dass ich beim Shopping eine außergewöhnliche Hilfsbedürftigkeit zu verströmen scheine, die objektiv gar nicht gegeben ist. Deshalb kann ich keinen Schritt tun, ohne dass ich von männlichem oder weiblichem Verkaufspersonal angesprochen werde. Das ist nett, aber auch sehr lästig, wenn man eigentlich nur in Ruhe gucken will und durchaus geschmackssicher genug ist, sich eine kurze Buxe in der seit 30 Jahren immer passenden Größe zu kaufen. Ich habe mir daher Standardantworten auf die üblichen Verkäufer-fragen zurechtgelegt, die mir immer gestellt werden. Vor allem das fürchterliche: „Guten Tag, kommen Sie zurecht?“ Ich sage dann: „Nein, ist alles so teuer. Können Sie mir was leihen?“ Danach hat man Ruhe.

Wer leichtsinnig sowas wie „Danke, ich gucke nur mal sagt“, bekommt neuerdings übrigens immer ein „Wenn Sie eine Frage haben, können Sie sich gerne an mich wenden“ mit auf den Weg. Hier hilft ein: „Was soll ich denn auch sonst machen? Einen Telefonjoker nehmen?“, um endgültig in Ruhe gelassen zu werden.

Nach Einsatz beider Abwehrwaffen fand ich schnell zur Hose und verfügte mich an die Kasse. Hier musste ich etwas warten, weil bei der Kundin vor mir die Rabattcoupons nicht funktionierten. Zeit genug, an das nette Erlebnis an gleicher Stelle vor ein paar Wochen zu denken. Da drehte sich ein Ehepaar zu mir um und der Mann sagte zu seiner Frau: „Guck mal, da ist der Herr Trapp von der Rundschau, der schreibt immer so lustig. Kennst du den?“ Frau: „Nö!“

Schon war ich dran und legte meinen Coupon plus weitere Karten vor, mit denen ich zusammengerechnet an der Hose eigentlich noch verdienen müsste. Die Praxis sah anders aus: Als die freundliche Verkäuferin meinen 20-Prozent-Coupon scannte, erschien im Display der Kasse statt des Rabatt-Betrages die Zeile „Rinderhüftsteak 9,89 Euro“. Eine in der Textilabteilung eines Kaufhauses eher unübliche Rückmeldung, die uns beide ratlos zurückließ . Kassiererin: „Das hatte ich noch nie!“ Aber vielleicht geben ja auch Kassen ab und zu mal dumme Antworten ...

Bis die Tage!

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