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Kommentar zur Zukunft der Tanzszene in Wuppertal: Kein Ausverkauf zu erwarten

Kommentar zur Zukunft der Tanzszene in Wuppertal : Kein Ausverkauf zu erwarten

Die Bausch-Foundation und das Tanztheater Wuppertal betreten Neuland. Am 3. April 2016 wird sich in München der Vorhang zur Bausch-Choreographie "Für die Kinder von gestern, heute und morgen" heben. Aber nicht die Wuppertaler Compagnie steht dann auf der Bühne, sondern Tänzer der Bayerischen Staatsoper.

Damit wird zum ersten Mal eines der Tanztheater-Stücke der Wuppertaler Choreographin in die Hände eines anderen Ensembles gegeben.

Schon seit einiger Zeit planen Bausch-Foundation und ihr Gründer Salomon Bausch, Sohn und Alleinerbe der Choreographin, diesen Schritt. Eine Entscheidung, die sicherlich nach reiflicher Überlegung gefallen ist, denn immerhin verliert das Wuppertaler Tanztheater damit ein Alleinstellungsmerkmal.

Wird hier die Zukunft der Wuppertaler Compagnie und des gerade in Fahrt gekommenen Internationalen Tanzzentrums im Schauspielhaus aufs Spiel gesetzt? Eine berechtigte Frage, die ich klar mit 'Nein' beantworte. Wer die Arbeit der Bausch-Foundation in den letzten Jahren verfolgt hat konnte feststellen, wie behutsam und respektvoll hier mit dem Nachlass der Choreographin umgegangen wurde und wird. Es ist also kein Ausverkauf der Choreographien zu erwarten.

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Die Arbeit in Wuppertal hat außerdem gezeigt, dass Tänzer, die nie mit Pina gearbeitet haben, Rollen übernehmen können, ohne das Gesamtbild eines Stücks zu verändern oder die Aussagekraft zu schmälern. Beweis für Zeitlosigkeit und Stärke der Bausch-Werke. Auch erhöht die Anfrage anderer Compagnien den Stellenwert der Arbeiten, unterstreicht, wie nötig das Tanzzentrum mit angegliedertem Archiv ist, um hier auch anderen Ensembles die Arbeit zu ermöglichen.

Auch wird nicht ein Video oder eine Aufzeichnung Pinas nach München geliefert, sondern es sind die Wuppertaler Tänzer, die selbst in der Uraufführung von "Für die Kinder von gestern, heute und morgen" auf der Bühne gestanden haben, die jetzt ihre Rollen weiter geben. Ruth Amarante und Daphnis Kokkinos wählen in München aus 70 Ensemblemitgliedern 14 aus, die die Bausch-Choreographie im kommenden Jahr interpretieren werden, übernehmen die Einstudierung. Peter Pabst sorgt für die Bühne, Marion Cito für die Kostüme.

Die Gesamtleitung bleibt also in Wuppertaler Hand. Ein Schritt, um das Lebenswerk der Pina Bauschs lebendig zu halten, und den langjährigen Tänzern neue Aufgaben und neue Verantwortung anzuvertrauen. Außerdem war es Pina Bausch selbst, die "Le Sacre du Printemps" und "Orpheus und Eurydike" mit dem Ballett der Pariser Oper einstudierte. Und sie selbst war es, die 2008 erste Vorgespräche mit dem Münchener Ballettdirektor Ivan Liška zu einem Vorhaben führte, das jetzt umgesetzt wird. .