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Kommentar zur Frage der Ehrenring-Verleihung an Carsten Gerhardt: Ein Ring, sie zu knechten

Kommentar zur Frage der Ehrenring-Verleihung an Carsten Gerhardt : Ein Ring, sie zu knechten

Ein Ring ist ein Ring ist ein Ring. Könnte man meinen, hätte man noch nie von J.R.R. Tolkiens "Der Herr der Ringe" gehört. Ein Drama ähnlichen Ausmaßes scheint sich nun auch in Wuppertal anzubahnen.

Unter dem Titel "Der Ehrenring" haben sich zum Auftakt schon mal einige der wichtigsten Protagonisten der Stadt versammelt, um dem simplen Stoff möglichst viele Irrungen und Wirrungen beizufügen.

Die Ausgangslage: Der Ehrenring wird von der Stadt an Persönlichkeiten verliehen, "die sich um das Wohl und Ansehen der Stadt Wuppertal in besonderer Weise verdient gemacht haben", heißt es in der Satzung. Wer, wenn nicht Carsten Gerhardt und die "Wuppertalbewegung" kommen in dem Jahr nach der Fertigstellung der Nordbahntrasse da in Frage, dachte sich eine Gruppe Wuppertaler und reichte diesen Vorschlag an Oberbürgermeister Peter Jung weiter, damit in der nächsten Ratssitzung am 9. März darüber entschieden werde.

Jung, so war zu vernehmen, begrüße den Vorschlag. Die Koalitionsparteien jedoch meldeten "Diskussionsbedarf" an. Und zack, kündigt sich der dramatische Konflikt an. Denn was Klaus Jürgen Reese, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rat, gegenüber der Rundschau als "gewöhnlichen Vorgang" bezeichnet, ist für FDP und Grüne "hochnotpeinlich", "ganz kleines Karo" und "vollkommen unverständlich".

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Und warum? Weil zeitgleich in Wuppertal ein weiteres Stück geprobt wird. Es heißt "Oberbürgermeister-Wahl" und hat sein Finale am 13. September. Und wie es im Schauspielbetrieb üblich ist, wird im Vorfeld um die Hauptrolle mit allen Mitteln gekämpft. Ob Carsten Gerhardt überhaupt für die Rolle im Namen von "Wuppertal 3.0" vorsprechen wird, ist völlig offen. Aber allein die Möglichkeit scheint nun politischen Ränkespielen aller Parteien Tür und Tor zu öffnen.

Ist es der eigentliche Plan der Befürworter, dem möglichen OB-Kandidaten Gerhardt durch die Verleihung des Ehrenringes eine besonders charmante Ausgangsposition zu verschaffen? Diskutieren SPD und CDU nur über den Vorschlag, weil sie genau diesen Vorteil fürchten? Und reagieren FDP und Grüne nur deshalb so entrüstet, weil sie — so wie die "Wuppertalbewegung" — zu den zwölf Initiatoren der Plattform für überparteiliche Bürgerideen "Wuppertal 3.0" gehören?
Für die Zuschauer bleibt das alles undurchsichtig. Sie werden sich nur zwei Fragen stellen: Hat sich Carsten Gerhardt — stellvertretend für die gesamte "Wuppertalbewegung" — mit seinem knapp ein Jahrzehnt umfassenden Engagement für die Realisierung der Nordbahntrasse so um die Stadt verdient gemacht, dass er die Auszeichnung des Ehrenringes verdient? Und hat so ein Preis wirklich Auswirkungen auf die Chancen Gerhardts bei der Oberbürgermeister-Wahl? Der Rest ist Wahlkampfgetöse.

Zum Ende von "Der Herr der Ringe" wird der Ring übrigens zerstört, die dunkle Macht ist besiegt. Vielleicht weist das ja auch einen Weg in die Zukunft...

(nib)