Kommentar zu den Turbulenzen beim WSV Die Kuh und die Sportschau
Bitte fragen Sie mich jetzt nicht: "Was ist denn beim WSV" los? Wer in den vergangenen Wochen und Monaten die Berichterstattung in der Rundschau verfolgt hat, den kann nicht wirklich wundern, dass es nun zum großen Knall gekommen ist.
Seit geraumer Zeit tobte hinter den Kulissen vehement ein Richtungsstreit. Der ist nun zumindest vordergründig entschieden. Die Fraktion um Vorstandssprecher Alexander Eichner, Finanzvorstand Lothar Stücker, den Verwaltungsratsvorsitzenden Thomas Lenz und Pressesprecher Jürgen Harmke hat sich durchgesetzt. Ihr Wunschkandidat Stefan Vollmerhausen, bislang Trainer der A-Junioren, soll neuer Chefcoach werden. Der bisherige Amtsinhaber Thomas Richter geht laut Pressemitteilung im Sommer, Sportvorstand Achim Weber hat seinen Rückzug bis spätestens Ende des Jahres angekündigt. Und Bernd Gläßel, der im neuen Vorstand eigentlich den Bereich Organisation übernehmen sollte, hat das Handtuch geworfen. Mehrere, durchaus engagierte Sponsoren sind frustriert abgesprungen.
Der Machtkampf ist vorerst entschieden, gelöst sind die Probleme damit aber nicht. Der Kurs des WSV ist nicht ungefährlich: Natürlich ist es richtig, dass der Verein nur das Geld ausgeben sollte, das er hat. Da hat Stücker absolut Recht. Klar ist aber auch, was passiert, wenn die verjüngte Mannschaft in der kommenden Saison in der fünftklassigen Oberliga um Platz sieben kickt — das interessiert in Wuppertal niemanden. So treu ist das Publikum hier nicht, für Sponsoren absolut uninteressant. "Wir setzen auf die Jugend" heißt auf Sportdeutsch: Wir haben kein Geld, um eine Aufstiegsmannschaft zusammenzustellen.
Und so droht der langsame Abstieg. So wie bereits bei den ehemaligen Zweitligisten Union Solingen und FC Remscheid. Eichner hatte auf der Mitgliederversammlung angekündigt, möglichst viele "Module" zu aktivieren, um Geld einzuspielen. Das hakt. Die Mitgliederkampagne ist versandet, die freiwillige Umlage ebenfalls. Nun versucht er, ein Trainingslager für chinesische Kinder aufzubauen. Ende offen.
Die Fans haben derweil die Faxen dicke. Inzwischen gibt es erste Initiativen, eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzufordern.
Eines immerhin bleibt: Politik und Wirtschaft üben sich weiter in vornehmer Zurückhaltung, wie schon seit dem Start der Initiative "WSV 2.0".
Wuppertal, das wird immer deutlicher, ist keine Stadt für Spitzenfußball. Da helfen auch die oft verklärten drei Bundesliga-Jahre nicht. Der WSV ist von der "Sportschau" so weit entfernt wie eine Kuh vom Schlittschuhlaufen. Ziel muss nun sein, das weitere Abgleiten zu verhindern. Nicht mehr, nicht weniger. Das geht aber nicht mit internen Duellen.