Kommentar zur Spielzeitvorstellung der Wuppertaler Bühnen Schauspiel in der zweiten Liga?

Während der Intendanz von Christian von Treskow und Johannes Weigand war es zu einer schönen Tradition geworden, dass Oper, Schauspiel und Tanztheater ihre Spielzeiten gemeinsam vorstellten. Das endete mit dem Beginn der Ära Kamioka, führt zu einer Trennung der Sparten, vermittelt den Eindruck, als ob die Wuppertaler Bühnen als Gesamtgefüge nicht mehr existieren.

Kommentar zur Spielzeitvorstellung der Wuppertaler Bühnen: Schauspiel in der zweiten Liga?
Foto: Bettina Osswald

Dazu kommt die ungleiche Gewichtung der Sparten durch den Oberbürgermeister.

Wer zur Spielzeitvorstellung des Schauspiels in der vergangenen Woche wollte, musste Kondition mitbringen. Denn nicht das Spiegelfoyer der Oper wurde zum Austragungsort, sondern der Erfrischungsraum unter der Kuppel des Musentempels. Vergeblich suchte man OB Peter Jung. Anders am vergangenen Montag, als Oper und Orchester ihr Programm in der Stadthalle präsentierten. Hier nahm Jung, ausgewiesener Opern- und Kamioka-Fan wie selbstverständlich an der Seite des scheidenden Generalmusikdirektors und Intendanten Platz. Im Vorfeld hatte er diesen Termin gleich als offizielle Montagspressekonferenz definiert.
Das Schauspiel als Stiefkind? Das haben Susanne Abbrederis und ihr engagiertes Team nicht verdient. Mit einem Mini-Etat machen sie Theater für und mit der Stadt. In der kommenden Spielzeit wird es mit "Engels & Friends" eine Uraufführung geben, mit der man sich dem großen Sohn dieser Stadt nähert. Unbequemen gesellschaftlichen Fragestellungen will das Schauspiel nachgehen, sich mit "In unserer Mitte" daran wagen, ein Projekt mit syrischen Flüchtlingen zu starten — und mit "Tartuffe" ins Opernhaus ziehen.

Für das Orchester war Kamioka ohne Frage ein Gewinn, er hat die Musiker mitgerissen, sie zu großen Leistungen geführt, auf internationalen Gastspielen für Wuppertal geworben. Doch wird er sich in der nächsten Spielzeit rar machen, nur noch vier Sinfoniekonzerte selbst leiten.
Schlechter bestellt ist es um die Oper, nur am 57 Abenden werden die Lichter angehen, davon alleine 22 mal (!) für die "Westside-Story". Kleine Formate an ungewöhnlichen Orten oder ein Rahmenprogramm mit Solo-Abenden sind nicht geplant und mit einem En-suite-System ohne festes Ensemble auch nicht machbar. Gäbe es nicht die Vorstellungsserien des Tanztheaters Pina Bausch, sähe es im wunderschönen Opernhaus düster aus.

Bleibt zu hoffen, dass mit Beginn der Intendanz von Berthold Schneider aus Oper, Orchester und Schauspiel wieder eine Einheit wird, die mit festen Ensembles und in Kooperation mit dem Tanztheater für kulturelle Sternstunden sorgt.

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