Kommentar zur aktuellen Lage beim WSV Von nichts kommt nichts

Ja, was denn nun? Haben sich zwei Spieler des Fußball-Oberligisten Wuppertaler SV nun geschlagen oder nicht? Ganz ehrlich: Dass diese und die obligatorische Frage "Was ist denn schon wieder beim WSV los?

 Rundschau-Redakteur Jörn Koldehoff.

Rundschau-Redakteur Jörn Koldehoff.

Foto: Bettina Osswald

" gestellt werden, ist zwar verständlich, greift aber zu viel kurz. So etwas ist nicht schön, kommt aber bei anderen Vereinen auch vor.

Der WSV hat andere Probleme — und die beziehen sich sicher nicht in erster Linie auf den zwischenmenschlichen Bereich zweier Akteure. Er muss einen halbwegs vernünftigen Etat für die kommende Saison auf die Beine zu stellen, einen neuen Trikotsponsor suchen, zugleich rund 74.000 Euro aus dem Insolvenzverfahren schultern. Gelder wie die aus dem Freundschaftsspiel gegen Bayer 04 Leverkusen können nicht eingeplant werden. Die Mitgliederkampagne verläuft schleppend. Und einmal mehr hat sich in dieser Saison gezeigt, dass der Wuppertaler Fußballfan sehr langsam zu aktivieren ist, dafür im Falle eines Misserfolgs aber umso schneller verschwindet. 7.125 Fans kamen zum Spitzenspiel gegen Velbert, nach dem folgenden Remis in Kapellen-Erft blieben im Heimspiel gegen Hiesfeld nur noch 1.740 übrig.

Auch nach dem Rückzug von Friedhelm Runge stehen die Sponsoren nicht Schlange. Man müsse um jeden einzelnen Geldgeber und Zuschauer hart kämpfen, hat Sportvorstand Achim Weber jüngst absolut realistisch festgestellt. Echte Unterstützung aus der Industrie, geschweige denn aus der Politik, gibt es weiterhin kaum — auch wenn die Verantwortlichen das natürlich nicht offen kritisieren.

Neidisch müssen die WSV-Verantwortlichen da nach Bielefeld blicken. Dort sitzen alle Entscheider an einem Tisch, wollen, dass die Arminia Erfolg hat und die Stadt überregional repräsentiert. In Wuppertal herrscht da vornehmste Zurückhaltung. So kann ein Verein nicht zurück in die Regionen gelangen, in denen die Clubs bundesweit wahrgenommen werden. Was wäre denn, stiege der WSV doch noch in die Regionalliga auf? Wer gibt das Geld, um ein Team aufzubauen, das realistisch um den Klassenerhalt spielt?

Natürlich, die WSV-Gremien haben in den vergangenen Wochen und Monaten nicht immer geschickt agiert. Wörter wie "Professionalität" und "Transparenz" kommen bei Vorfällen wie den aktuellen wie Bumerangs zurück. Dass es im Vorstand und Verwaltungsrat zuweilen turbulent zuging, ist kein Geheimnis.

Dennoch: Das alles ist nicht der Hauptgrund, warum es nicht läuft. Eine Stadt (und dazu gehören alle — Fans, Wirtschaft und Politik) muss den Erfolg wollen. Solange das nicht so ist, bleibt nur festzustellen: Wuppertal ist kein Standort für Spitzen-Fußball (mehr) — von nichts kommt nichts. Da helfen auch drei verklärte Bundesliga-Jahre von 1972 bis 1975 nicht. Die Diskussion über Suspendierungen ist ein Randthema. Gesprochen werden müsste eigentlich über viel Fundamentaleres.

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