Kommentar zu den neuen Döppersberg-Plätzen Das hat uns noch gefehlt!
Bei den Plänen für den neuen Döppersberg, mit denen ich ("Primark" hin oder her) optisch sehr einverstanden bin, hat mir instinktiv immer etwas gefehlt. Jetzt weiß ich, was das war. In der Döppersberg-Kommission sind die Pläne für die beiden neuen Plätze vorgestellt worden, die Wuppertals zukünftiges "Tor zur Stadt" bekommen soll.
Und siehe da: Die fast baumlosen Steinwüsten, die zwischen Bahnhof und Innenstadt gähnten, sind verschwunden.
Das Hamburger Landschaftsarchitekten-Team Breimann & Bruun hat nicht nur menschlich sympathisch, sondern auch inhaltlich überzeugend ein Konzept vorgestellt, das für viele Bäume, viele Bänke und viele höhenunterschiedsmäßig bewegt gestaltete, also nicht langweilige, Rasenflächen, sorgt. Außerdem breite Treppen, auf denen man sitzen und gehen kann. Viel intelligent durchdachtes Licht für Abend- und Nachtstunden sowie für Herbst und Winter. Viel unterschiedlicher Raum für unterschiedliche Menschen: Für die, die einfach von A nach B wollen. Für die, die mal Pause machen möchten — auf einer Bank, einer Wiese, einer Treppenstufe. Für die, die als Skater oder Biker ihren Sport zeigen wollen. Sie alle werden sich (wenn's funktioniert) nicht ins Gehege kommen, was die oft üblichen Platz-Konflikte reduzieren dürfte. Für alle wird es viel Grün in Form von Bäumen oder Gras geben, auf denen sich ihr Auge ausruhen kann. Und vom oberen Platz die Möglichkeit, aus ganz anderer Höhe als heute den Blick über die Stadt schweifen zu lassen.
Wenn man die Gebäude, Gebäudeformen und Gebäudeplatzierungen des neuen Döppersberg (realistischerweise) als "gesetzt" akzeptiert, dürfte mehr an Natur und Grün in der City aus unserem zukünftigen Bahnhofsbereich nicht herauszuholen sein. Damit ist nicht nur das jetzige Schlag-ins-Gesicht-Flair am Döppersberg Geschichte, sondern Wuppertal ließe damit auch fürchterliche Bahnhofsumfelder wie etwa in Düsseldorf meilenweit hinter sich. Die höchst interessant aufgeteilten beiden Plätze, die Breimann & Bruun gestaltet hat, machen es möglich, mitten im Gewimmel zu sein — und zugleich (dank der ansteigenden und abfallenden Rasenflächen) sich wie weit weg vom Trubel zu fühlen.
Aber: Architektenpläne und Computer-Simulationen sehen immer gut aus. Die Illustrationen von der Ohligsmühle-Bebauung zwischen Alexanderbrücke und Schwebebahnhof und ihre ernüchternde hell-gräuliche Schießschartenfenster-Wirklichkeit sprechen Bände. Auch von den abstoßenden Klimaanlagenaufbauten auf dem Gebäudekomplex war in den Animationen (natürlich) keine Spur zu sehen…
Schöne, funktionierende Plätze zu planen, ist eine Kunst. Zumal, wenn man solche Plätze neu erfinden muss. Wuppertal hat (leider) viele Plätze, die nur planerische Totgeburten sind. Dass dem Döppersberg dieses Schicksal bevorsteht, glaube ich nicht. Deswegen ist die Überschrift absolut positiv gemeint: Das hat uns noch gefehlt!