„Água“ von Pina Bausch im Opernhaus So intensiv, so wunderschön

Wuppertal · Es gibt diese seltenen Abende, da sitzt man zusammen mit 700 anderen Menschen im (ausverkauften) Opernhaus – und vergisst einfach die ganze Welt.

Emma Barrowman (links) mit Naomi Brito und, ganz versteckt, Nicholas Losada.

Emma Barrowman (links) mit Naomi Brito und, ganz versteckt, Nicholas Losada.

Foto: Ursula Kaufmann

Die aktuelle Neueinstudierung des von 2001 stammenden Pina-Bausch-Stückes „Água“, eine internationale Koproduktion mit Brasilien, liefert drei solcher Stunden.

Vor riesigen bewegten Bild- und Filmsequenzen, die Palmen im Wind, Urwälder, eine Wüste, Segelflöße auf dem Meer, Trommlergruppen oder auch einmal den Mond in der Nacht nicht nur auf der Bühnenrückwand, sondern überall im Raum zeigen, entfaltet sich ein wunderbares Kaleidoskop all dessen, was Pina Bausch immer war, immer ist und immer sein wird.

Das vielköpfige Ensemble läuft zu großer Form auf: In beeindruckenden „Massen-Choreograhien“, zauberhaften kleinen Gruppenszenen – sowie bei Soli, die einen, etwa im Fall von Julie Shanahan oder Fernando Suels Mendoza, beinahe zu Tränen rühren. Dazu – apropos Shanahan, aber bei weitem nicht nur sie – gibt es viele der schräg-witzigen Sprechtheatereinlagen, die Pina-Bausch-Fans so sehr lieben. Und die den Beweis liefern, dass jenes offenbar unausrottbare Vorurteil, Bausch-Stücke seien stets schwermütig, kopflastig und man verstünde sie nicht, ganz einfach ein riesengroßer Irrtum ist.

Bei „Água“ erreicht die Ineinander-Verwobenheit von intensiver Bewegung, (Bühnen-)Bildgewalt und spektakulärer sowohl sehnsüchtiger, als auch treibend-hypnotischer Musik einen echten Pina-Bausch-Höhepunkt. Während in frühen Stücken oft das Verzweifelte zwischen Frauen und Männern die Handlung(en) prägt, sind es bei „Água“ Sanftheit, Zärtlichkeit, Humor und einfach die Schönheit in all ihren Facetten.

Und weil das alles „Água“ heißt, spielt das Wasser immer wieder eine wichtige Rolle – bis zum Schluss.

Wer irgend kann, schaut sich das an.

Água“ ist im Opernhaus noch zu sehen am 20., 21., 23., 24. und 25. September 2022. Alle Details auf www.pina-bausch.de 

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