ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Vicky Leandros: Grandioser Abschied in Wuppertal

Wuppertal · Vicky Leandros gehört zu den bekanntesten Künstlerinnen Deutschlands und ist mit unglaublichen 55 Millionen verkauften Tonträgern auch international sehr bekannt. Nun trat sie im Rahmen ihrer Abschiedstournee in der Historischen Stadthalle Wuppertal auf.

 Vicky Leandros.

Vicky Leandros.

Foto: Peter Bergener

Seit mehr als 50 Jahren steht die 71-jährige Vicky Leandros weltweit auf der Bühne. Jetzt möchte die Sängerin Abschied von der Bühne nehmen: Ihre Abschiedstournee ist in vollem Gange, bereits im März 2023 startete sie die Tournee „Ich liebe das Leben“ in der ausverkauften Elbphilharmonie in Hamburg. Nun führte sie der Weg auch wieder nach Wuppertal in unsere Stadthalle auf dem Johannisberg, wo sie bereits 2017 das Publikum im Tal begeisterte. Es war ihr ausdrücklicher Wunsch, auch ihren Abschied in unserer wunderschönen Stadthalle musikalisch zu zelebrieren.

Und das ist ihr voll und ganz gelungen: In der ausverkauften Halle erwartete sie ein enthusiastisches Wuppertaler Publikum. Leider gab es im ersten Teil des Konzertes technische Probleme in der Halle, für die sich die Sängerin nach der Pause persönlich beim Publikum entschuldigte. Nichtsdestotrotz war ich überaus zufrieden mit allem, denn Vicky ging mit uns auf eine musikalische Zeitreise mit ihren Liedern in deutscher, englischer, französischer, griechischer und sogar auch japanischer Sprache.

ESC-Blog des Musikexperten Peter Bergene: Vicky Leandros
Foto: Peter Bergener

Mit 13 Jahren hat sie bereits angefangen zu singen. Ihr Vater, Sänger und Musikproduzent Leo Leandros, hat früh das Talent seiner Tochter erkannt. Er gab ihr Gesangsunterricht und ihr erster Hit „Messer, Gabel, Schere, Licht" wurde 1965 direkt zum Hit in Deutschland.

Und dann ging es schlagartig bergauf mit ihrer Karriere: 1967 vertrat sie Luxemburg in Wien beim Grand Prix mit „L‘amour est bleu“ und erreichte einen hervorragenden vierten Platz. 1972 kam der ganz große internationale Durchbruch: Sie trat erneut für Luxemburg im Grand Prix Eurovision de la Chanson an, der heute Eurovision Song Contest heißt, und gewann diesen Wettbewerb mit „Apres toi“. Der Siegersong wurde 1972 ein großer internationaler Hit. Sogar die englische Version „Come what may“ schaffte es in UK bis auf Platz zwei und hielt sich 16 Wochen in den englischen Charts. Und nicht zu vergessen, dass auch die deutsche Version „Dann kamst Du" wochenlang erfolgreich in den deutschen Hitparaden war.

Doch wer glaubt, dass ich Vicky nur seit dem Sieg in der Eurovision bewundere, der irrt sich. Bereits 1969 hörte ich ein Lied bei meinem Opa in der Musikbox seines Stammlokals und war fasziniert von der Stimme und Musik. Es war Vicky mit ihrem Song „Halt die Welt an (Stopp die Zeiger der Uhren)“, die mich direkt berührte und zum sofortigen Mitsingen brachte. Mein Opa sang dann zwischendurch mit mir, jedoch sang er komischerweise „Halt die Luft an!", weil ich wahrscheinlich gar nicht mehr aufhören wollte, den Song in Dauerschleife zu singen. Ich war verrückt nach Vicky!

 Eine Auswahl der Vicky-Leandros-LPs.

Eine Auswahl der Vicky-Leandros-LPs.

Foto: Peter Bergener

1971 kaufte ich von meinem Taschengeld eines der schönsten Alben von Vicky: „Ich bin“. Nicht nur, dass dieses Vinyl-Album mit dem schwarzen Samt-Cover besonders toll aussah, nein, hier zeigt Vicky bereits, dass sie es mit anderen internationalen Produktionen durchaus aufnehmen kann. Nicht nur mit dem Song „Ich bin“, sondern auch mit den Songs vom Album „To traino“, „Ne me quitte pas“, „Und der Himmel über mir“ reihte sie sich bei mir persönlich erst Recht in meine Liste der Lieblingssängerinnen ein.

Und es ging ja dann Jahrelang laufend weiter mit großartigen Hits, so zum Beispiel „Theo wir fahr'n nach Lodz“, „Tango d'Amour“, „Ja, ja der Peter ist schlau“ und das grandiose Lied „Ich liebe das Leben“, das vom Text und Musik jeden berührt und nicht umsonst deshalb auch ihre Abschiedstournee so benannt wurde. Mit Vicky habe ich in der Stadthalle eine wirklich persönliche musikalische Zeitreise genossen und jedes Lied, das sie sang, holte in mir ganz viele tolle Erinnerungen hoch.

 Das Album „Ich bin“.

Das Album „Ich bin“.

Foto: Peter Bergener

Die Auswahl ihrer Songs der Abschiedstournee war grandios. Auch, wenn sie leider nicht die deutsche Version von Celine Dion's Titanic-Lied „Weil Dein Herz Dich nie mehr vergisst“ sowie das Lieblingslied meiner Tochter Julia „C'est la vie, Papa“ an dem Abend gesungen hat, gab es zwei Besonderheiten: Zum ersten Mal habe ich live von Vicky „Valentin“ gehört. Ein berührender Song über Homosexualität.

Vicky erzählt, dass die damaligen Plattenbosse in den 70er Jahren nicht wollten, dass sie den Song auf ihrem Album sang, aber sie hatte sich durchgesetzt. Vicky wusste immer, was sie wollte, und war dank ihrer frühen Erfolge auch immer selbst bestimmend. Danke dafür, Vicky, das Lied ist vom Text und Musik so wundervoll.

Eine weitere musikalische Darbietung des Abends war, dass sie das von Ralph Siegel und Bernd Meinunger komponierte Lied: „Verlorenes Paradies“ in der Auswahl ihrer Abschiedstournee-Lieder aufnahm. Bevor sie es jedoch an dem Abend sang, sagte Vicky zum Publikum, ja, wir haben schon damals vom Klimawandel und Umweltproblemen gesungen, und da war Greta Thunberg noch nicht geboren.

ESC-Blog des Musikexperten Peter Bergene: Vicky Leandros
Foto: Peter Bergener

Nun, es ist leider so, es ist die letzte Tour von Vicky Leandros! Sie selbst sagt zu ihrem selbst entschiedenen Abschied: „Ich möchte nicht an den Punkt kommen, an dem ich Sie nicht mehr mit meiner Stimme erreiche – ich habe es immer sehr genossen, mein Publikum mit meinen Liedern und Stimme zu berühren.“ In einem weiteren Interview sagte sie zu ihrem Abschied: „Also, Abschied kann wehtun, kann aber auch eine Erleichterung bringen. Aber das weiß ich noch nicht. Wenn diese ganze Konzerttournee im Jahr 2024 beendet ist, dann werde ich es wissen!“

Doch Vicky ist nicht tatenlos und hat noch vieles vor in der Zukunft, so zum Beispiel ein neues Kochbuch schreiben oder vielleicht ihre Biographie. Schauen wir mal, was da noch kommt und bei dem Gedanken denke ich an ihr zeitloses Lied „Ich liebe das Leben“, denn der Text des Songs sagt, so ist das Leben nun einmal, es kann eine Liebesgeschichte zu Ende gehen, es kann auch beruflich Schluss sein, aber dass man doch wieder den Mut hat, nach vorne zu schauen („Sorg‘ dich nicht um mich. Du weißt, ich liebe das Leben“).

Danke, Vicky für Deine Lieder und Danke, Vicky für den tollen Konzertabend in Wuppertal. In dem Sinne, liebe Leserinnen und Leser der Wuppertaler Rundschau, singen wir alle zusammen jetzt „Ich liebe das Leben“.

Viele musikalische Grüße, Euer Euro-Music-Peter!

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