Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Winke, winke ...

Wuppertal · Zum Glück darf man sich ja inzwischen wieder mit anderen Menschen treffen, ohne vorher seinen Rechtsanwalt zu fragen wie viele Haushalte man eigentlich ist und ob Haustiere unter zwölf Jahren ähnlich wie Kinder nicht mitzählen. Dafür haben wir jetzt ein anderes Problem: Wie begrüßt man sich jetzt eigentlich richtig?

 Das Winkehähnchen an der Steinbeck ...

Das Winkehähnchen an der Steinbeck ...

Foto: Simone Bahrmann

Früher gab es dabei im wesentlichen drei Varianten: das klassische Händeschütteln, die herzliche Umarmung und das längst aus München-Schwabing zu uns herübergeschwappte BULIBUR (Bussi links, Bussi rechts). Im Zuge von Corona sind alle drei auf den Index gesetzt und wahlweise durch Kopfnicken, eine Art Fäusteln, ungelenke Kollisionen der Ellenbogen oder gar den merkwürdigen Versuch ersetzt worden, die untersten Extremitäten in Kontakt miteinander zu bringen. Dieser Fußgruß erinnerte gerne an eine Mischung aus den Judo-Duellen bei Olympia und halbherzigem Zweikampfverhalten beim Fußball.

Während sich nun die Corona-Lage etwas entspannt, wird die Situation bei der Begrüßung eines anderen Menschen umso angespannter: Die Frage, mit welchem Ritual man das Zusammentreffen angemessen zelebriert, steht dabei unausgesprochen im Raum und führt in der Regel zu einer Art gegenseitigem Belauern: Wer zuerst zuckt, kann zwar die Begrüßungsform vorgeben, riskiert aber auch, sich ins Fettnäpfchen zu setzen, wenn er dem Geschäftspartner oder seinem Lehrer eine Faust im Stil der gefürchteten linken Führhand von Boxweltmeister Wladimir Klitschko entgegen schleudert. Streckt er aber in guter alter Manier die Hand zum Schütteln aus, könnte sich das Gegenüber angesichts der angebotenen Bazillen-Pranke auch düpiert fühlen. Deshalb erfordert die Begrüßung eigentlich eine vorgeschaltete Verhandlung über die Begrüßung. Wie man sich vor dieser Diskussion begrüßen soll, ist aber noch ungeklärt.

Kontaktformulare gibt es ja bisher nur auf Internetseiten. Theoretisch bräuchten wir jetzt auch welche mit unseren aktuellen Begrüßungs-Vorlieben drauf, die wir uns an die Juppe heften können, damit sich das Gegenüber bei Treffen orientieren kann. Oder wir einigen uns generell darauf, uns nur noch kontaktlos mit dem schon vor Jahrhunderten erfundenen Winken zu grüßen. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, wird erkennen, dass Winken sowieso schon im Trend ist. Neuerdings stehen nämlich immer mehr riesige grinsende Winkehähnchen in der Gegend herum, die dank beständiger Luftzufuhr hektisch mit dem Arm wedelnd auf das kulinarische Angebot von Imbissbuden hinweisen. Es gibt sie zum Beispiel an der Steinbecker Meile, an der Uellendahler Straße oder beim Markt auf dem Laurentiusplatz.

 ... und auf dem Laurentiusplatz.

... und auf dem Laurentiusplatz.

Foto: Rundschau

Ich wollte so ein Winkehähnchen immer schon mal fragen, warum es sich dermaßen darüber freut, dass gleich nebenan zahlreiche seiner Artgenossen kopflos aufgespießt und eingeölt noch schneller verschmurgeln als ein deutscher Pauschaltourist auf Mallorca. Aber ich weiß leider nicht genau, wie man ein Winkehähnchen angemessen begrüßt, bevor man es fragt ...

Bis die Tage!

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