Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Katzenschlappohren

Wuppertal · Ausgangssperre ist neu. Bisher kannte man nur Eingangssperren, wie es sie bei den Saniunfair-Toiletten an Autobahnraststätten gibt, die einen nur durchlassen, wenn man einen Teil seines Monatseinkommens in Münzform in sie reinsteckt. Dafür bekommt man dann einen Verzehrbon, mit dem man sich etwas kaufen kann, an dem man sich immer schon mal nicht den Magen verderben wollte.

  von Roderich Trapp

 von Roderich Trapp

Foto: Max Höllwarth

Ausgangssperren treffen uns aber wesentlich härter als dieser Missstand. Schließlich ist man im Leben ja doch tendenziell wesentlich öfter zwischen 21 und 5 Uhr noch in der Stadt unterwegs als auf Autobahnklos.

Weil die Inzidenz-Kurve in Deutschland steiler ansteigt als der Sadowaberg, hält auch Karl Lauterbach Ausgangssperren für unbedingt nötig. Den SPD-Gesundheits- und Übellaunigkeits-Experten kennen sie als ersten Menschen, der in einem Monat mehr Fernsehauftritte hatte als Thomas Gottschalk in seiner ganzen Karriere, obwohl sich sein Unterhaltungswert in engen Grenzen hält. Er geht ja in der Regel zum Lachen in den Keller und leider nie zum Friseur. Ich vermute, dass er die Ausgangssperre auch deshalb will, damit niemand den historischen Moment verpasst, in dem er abends in zwei Live-Talkshows gleichzeitig auftritt. Ihn wird deshalb doppelt ärgern, dass viele Menschen schon jetzt darüber nachdenken, wie sich die Ausgangssperre austricksen lässt. Ich hörte beispielsweise von Leuten, die ihren Hauskatzen Schlappohren ankleben und ihnen Bellen beibringen wollen, damit sie nachts Gassi gehen können. Das ist bekanntlich erlaubt.

Übrigens: Sonst wird Wuppertal ja gerne mal abgehängt, aber ausgerechnet die Ausgangssperre sollen wir schon vor den meisten anderen Städten in Deutschland bekommen. Dann geht beim Shopping auch Click & Meet nicht mehr, sondern nur noch Click & Collect. Wenn wir das dann auch nicht mehr dürfen, bleibt nur noch Click den Driet, sprich Amazon.

Jetzt müssen wir uns die Frage stellen,. was man während der Ausgangssperre den ganzen Abend so machen soll. Fernsehen geht ja nicht, weil da auf allen Kanälen Karl Lauterbach kommt. Ich empfehle stattdessen, sich auf der Homepage der Stadt die neue Starkregengefahrenkarte 2.0 anzugucken. Eine wunderbare verbeamtete Wortschöpfung für einen digitalen Stadtplan, auf dem man ablesen kann, welche Teile Wuppertals als erste absaufen, wenn es nochmal so geimelt wie im Mai 2018. Sollte das nachts während der Ausgangssperre passieren, dürfen Sie übrigens zur Abwendung von Gefahr für Leib und Leben das Haus verlassen, auch wenn Karl Lauterbach das aus Infektionsschutzgründen sicher ganz anders sieht ...

Bis die Tage!

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