Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Fleisch, Flüge und Feuerwerk

Wuppertal · So, dann geht es jetzt also den drei großen „F“ an den Kragen: Fleisch, Flüge und Feuerwerk. Wobei sich der Aufschrei in gewissen Grenzen hält.

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Fangen wir mit dem Fleisch an. Das soll jetzt wegen Tierschutz und Klima deutlich teurer werden. Der Bestseller „Fleisch ist mein Gemüse“ kann dann ins Altpapier. Wir brauchen einen neuen mit dem Titel „Gemüse ist mein Fleisch“. Das ist aber nur vorübergehend, weil Forscher schon dabei sind, künstliches Fleisch aus Stammzellen im Labor zu erzeugen. Im Moment kostet ein Pfund auf diesem Weg hergestelltes Gehacktes allerdings noch 35.000 Euro. Schon eine einzige Frika würde bei diesem Kurs eine ziemliche Delle ins Bankkonto schlagen ...

Deutlich günstiger ist Fliegen. Ich habe allerdings bis heute nicht begriffen, wieso ein Flug von Düsseldorf nach Spanien billiger sein kann als die Zugfahrt von Wuppertal zum Airport. Wegen Klima sollen jetzt wenigstens die innerdeutschen Kurzstreckenflüge deutlich teurer werden, damit mehr Leute die Bahn nehmen. Das kann man nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass die Lufthansa viermal täglich von Nürnberg nach München fliegt und dabei berücksichtigt, dass der Münchener Flughafen weit außerhalb der bayerischen Landeshauptstadt liegt. Nämlich ungefähr bei Nürnberg.

Auch bei vielen anderen innerdeutschen Flugstrecken verbringt man übrigens weniger Zeit in der Maschine als in der Schlange vor dem unterbesetzten Security-Check, an dem seit der Privatisierung oft Leute arbeiten, die man selber gerne mal security- checken würde. Länger als der Security-Check am Flughafen dauern eigentlich nur Verspätungen bei der Deutschen Bahn, was ein echtes Infrastrukturdilemma in unserem Land deutlich werden lässt: Ich kann mir aussuchen, ob ich mit der Bahn zu spät komme, schnell fliege, aber lange dafür brauche, oder mit dem Auto im Stau stehe.

Mit allen Dreien kommt man also zum Beispiel für die Feiertage am Jahresende nur mäßig voran, womit wir beim dritten „F“ wären – dem Feuerwerk an Silvester. Das will die Deutsche Umwelthilfe jetzt Privatleuten unter anderem in der Wuppertaler City verbieten, weil dabei so viel Feinstaub in die Luft geblasen wird. Wie viel genau, darüber streiten die Experten noch. Laut Umwelthilfe sind es ungefähr vier Drittel der gesamten Jahresbelastung. Laut Herstellern von Pyrotechnik wird die Luft beim Feuerwerk eher besser. Die Wahrheit dürfte irgendwo in der Mitte liegen.

Wobei ja auch noch hinzukommt, dass die Vorgänge an Silvester heutzutage mit possierlichen Worten wie „Knallerei“ und „Böller“ nicht mehr treffend beschrieben werden können. Moderne Hobby-Pyromanen arbeiten inzwischen mit Sprengkörpern, die bei Fehlzündungen nach Silvester vom Kampfmittelräumdienst entfernt werden müssen. Und wer vor der Haustüre keine Raketenbatterien positioniert, die mindestens eine Schussfolge wie die legendäre Stalinorgel bieten, der gerät im Zuge des nachbarschaftlichen Wettrüstens schnell ins gesellschaftliche Abseits.

Das ist auch für die Tiere nicht schön. Die immer stärkeren Detonationen werden im ungünstigsten Fall dazu führen, dass wir den gesamten durch die erhöhte Mehrwertsteuer auf Fleisch erzielten Tierwohlzuwachs in einer Stunde wieder wegballern.

Die einfachste Lösung für all die Probleme liegt wie immer bei uns. Vorbild ist in dieser Hinsicht der Nachbar, über den mir ein Kollege neulich Folgendes verriet: „Er verlässt nur ungern den Postleitzahlbereich und hat einen Kartoffelturm im Garten.“

Wenn der Mann an Silvester jetzt noch zur Feier des Tages mit den Erdäpfeln ein vegetarisches Gratin (der Barmer würde sagen Grateng) kocht und um Mitternacht einfach im Haus bleibt, dann macht er wirklich alles richtig!

Bis die Tage!

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