Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Shared Spot - wat is dat?

Wuppertal · Unser schöner neuer Döppersberg funktioniert ja so ein bisschen nach dem Motto „vorne hui, hinten pfui“. Hinter der dollen Bahnhofshalle kommen Deutschlands pelzigste Bahngleise. Und hinter dem Bronzepalast von Primark ist plötzlich ein Platz übrig geblieben, auf dem eigentlich ein Radhaus gebaut werden sollte.

 „Shared Spot am Wuppertaler Hauptbahnhod - wat is dat?“, fragt sich unser Redakteur Roderich Trapp.

„Shared Spot am Wuppertaler Hauptbahnhod - wat is dat?“, fragt sich unser Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Das Radhaus konnte sich das Rathaus aber nicht leisten, weshalb lange Ratlosigkeit darüber herrschte, was nun mit der Fläche anzufangen sei.

Jetzt soll da ein „Shared Spot“ entstehen. Als Wuppertaler fragt man sich da natürlich: Wat is dattan? Bisher kannte ich eigentlich nur Werbe-Spots und erinnere mich gerade noch, als Kleinkind auf einem Pisspot gesessen zu haben. Bei „Shared Spot“ muss es sich also um eine dolle neue Erfindung handeln. Also habe ich mir die Vorlage unserer Stadtverwaltung genau durchgelesen und über den „Shared Spot“ erfahren: „Ziel ist es, einen gemeinschaftlichen Raum zu gestalten, der als Treffpunkt dient, zum Verweilen einlädt und Potentiale für urbane Bewegungspraktiken in der Stadt aktiviert.“

Auf Seite 1 können Sie nachlesen, dass ich zum Glück nicht der einzige bin, der mit der Aktivieren der Potentiale für urbane Bewegungspraktiken in der Stadt so seine Probleme hat. Unter urbanen Bewegungspraktiken würde ich normalerweise verstehen, dass die Leute in Elberfeld ganz gerne bei der Nordsee ein Fischbrötchen essen gehen, nachdem sie sich vorher bei P  & C eine neue Buxe gekauft haben. Oder dass man in den City-Arkaden nach der ersten Rolltreppe irgendwie immer automatisch nach rechts geht. In Wirklichkeit ist mit den Potentialen für urbane Bewegungspraktiken am Shared Spot aber einfach nur gemeint, dass da ein paar Rampen für Skateboarder und BMX-Fahrer aufgestellt werden.

Das könnte man natürlich auch genau so schreiben, aber das ist im Zeitalter des pseudoakademischen Wichtigtuersprechs natürlich undenkbar. Und es kommt noch schlimmer: „Die charakteristischen Merkmale eines Shared Spots sind das Fehlen von Verkehrszeichen und Markierungen für die unterschiedlichen Nutzer und Verkehrsteilnehmer, was dazu führt, dass in der Regel alle Nutzer des Spots besonders aufeinander Rücksicht nehmen.“ Für dieses komplexe urbane Gebilde gab es früher ein relativ einfaches deutsches Wort: Es hieß „Platz“.

Jetzt grübele ich gerade darüber nach, ob es neben den Shared Spots im urbanen Raum wohl auch Shared Spots gibt, mit denen Potentiale für ländliche Bewegungspraktiken auf dem Dorf aktiviert werden. Könnte schon sein. Früher hießen die aber Festzelt auf dem Schützenplatz.

Bis die Tage!

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