Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Kampf den Bubblegammlern!

Wuppertal · Man achtet ja nicht so drauf, weil es so viele andere schöne Sachen wie die romantischen Nachkriegsfassaden und leere Schaufenster zu bestaunen gibt. Aber in der Stadt sieht es auf dem Boden überall aus wie bei Hempels unterm Sofa.

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Das liegt an den Kaugummiflecken, die sich so durch die Straßen ziehen, als hätte Wuppertal Masern und Windpocken gleichzeitig und in Schwarz-weiß. Gemessen am Bodenbelag stammt der Wuppertaler nicht vom Affen, sondern vom Lama ab. Denn irgendjemand muss die ganzen Kaugummis schließlich ausgespuckt haben.

Ich wollte der Sache übrigens zahlenmäßig mal auf den Grund gehen und habe deshalb angefangen, Kaugummiflecken zu zählen. Auf der langen Fußgängerrampe vom Hauptbahnhof rauf Richtung Stadthalle ist beispielsweise ungefähr jeder zehnte der 15 mal 15 Zentimeter großen, vor zwei Jahren neu verlegten Pflastersteine bespuckt worden. Im Bereich der Fußgängerampeln am Ende der Rampe verdichtet sich die Sache zum Verhältnis 1:5. Nun wird diese Piste vorzugsweise von Pendlern Richtung Uni benutzt, so dass ich den Anfangsverdacht habe, dass es eine große Schnittmenge zwischen Studierenden und Kaugummikauenden geben muss.

Statistisch besonders interessant finde ich auch folgende Beobachtung an der nahe gelegenen Bushaltestelle vor der Stadthalle: Dort gibt es einen Mülleimer, der vermutlich bald psychologische Betreuung braucht, weil er konsequent ignoriert wird. In einem Halbkreis mit dem Radius meiner Armelänge um ihn herum habe ich über 50 Kaugummiflecken gezählt. Und meine Arme sind nicht besonders lang.

Wer es aus dieser Distanz nicht schafft, sein Kaugummi in den ohne Zusatzschritt erreichbaren Mülleimer zu entsorgen, dem würde ich den Ehrentitel Bubblegammler verleihen wollen. Die fehlende andere Hälfte des Kreises um den Mülleimer herum ist übrigens von Gebüsch bedeckt. Dort liegen ungefähr 50 Zigarettenkippen, die auf dem Mülleimer-Dach ausgedrückt und dann ins Grüne geschmissen wurden. Aber ich wollte mich ja heute über die Kaugummis aufregen ...

Damit bin ich übrigens nicht alleine. Im Mai hatten wir eine Online-Umfrage gemacht, bei der 91 Prozent der Teilnehmer härtere Strafen für Kaugummiausspucker befürworteten. Bisher kann dafür ein Bußgeld von 20 Euro verhängt werden. Das ist vom Abschreckungspotenzial her ungefähr so, als würde man einen Kindersoldaten mit Wasserpistole an die Grenze stellen, um einen Einmarsch der Roten Armee zu verhindern.

In Singapur wird die Sache etwas anders gehandhabt. Dort kostet Ausspucken mit oder ohne Kaugummi ungefähr 650 Euro. In Singapur könnte man deshalb von der Straße essen (was jedoch auch verboten ist). Aber trotzdem wäre es eine Überlegung, das zu übernehmen. Denn ich rechne Ihnen jetzt mal was vor:

Statistisch gibt es in Deutschland 10 Millionen Menschen über 14 Jahre, die täglich Kaugummi kauen. Unter denen gibt es genau wie bei der Gesamtbevölkerung erfahrungsgemäß einen Anteil von zehn Prozent Bekloppten, die mutmaßlich auch ihre Kaugummis in die Gegend spucken. Damit sind bezogen auf die Wuppertaler Einwohnerzahl ungefähr 5.000 Kaugummispucker täglich im Stadtgebiet unterwegs. Wenn man die jeden Tag alle erwischt und mit 650 Euro Strafe belegt, haben wir nach einem Jahr 1,2 Milliarden Euro eingenommen.

Nach zwei Jahren hätten wir damit nicht nur die gesamten 2 Milliarden Euro Stadtschulden getilgt, sondern auch noch 400 Millionen Euro über, von denen man locker die ganzen für die Aktion erforderlichen Ordnungsamt-Mitarbeiter bezahlen könnte. Und Arbeitslose gäb’s dann auch nicht mehr. Stadtkämmerer Slawig, übernehmen Sie!

Bis die Tage!

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