Kommentar zur Silvesternacht Zentral-Feuerwerk und Böllerverbot, bitte!

Wuppertal · Amputierte Arme, ein verlorenes Auge, ein toter 17-Jähriger, ein schwer verletzter Zweijähriger, Attacken auf Einsatzkräfte, jede Menge Brände und vieles mehr an Zerstörung – herzlich willkommen im Jahr 2023.

 Blick auf Elberfeld.

Blick auf Elberfeld.

Foto: Christoph Petersen

Das ist nur ein kleiner Auszug aus der traurigen bundesweiten Böller-Bilanz der Silvesternacht. Die Raketen-Rowdys haben zum Jahreswechsel mal wieder alles gegeben. Auch in Wuppertal wurde intensiv und lang geknallt. Unsere lokalen Ballerköppe haben sich – soweit mir bekannt – zwar keine Körperteile weggesprengt, aber dennoch bewiesen, wie professionell sie den unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern beherrschen und was passiert, wenn Dummheit, Aggression und Alkohol eine gefährliche Allianz eingehen.

Hier ein paar Zahlen. Unsere Polizei hat einen unruhigen Jahreswechsel hinter sich. Sie verzeichnete in Wuppertal insgesamt 205 Einsätze. Zum Beispiel 15 Schlägereien und Körperverletzungen, sechs Sachbeschädigungen, 16 Ruhestörungen und 15 Randalierer, die in Gewahrsam genommen wurden. In 26 Fällen wurden Menschen, vorbeifahrende Fahrzeuge und Häuserfassaden mit Knallern und Raketen beworfen.

Unsere Feuerwehr wurde 47 Mal alarmiert. Davon waren 40 Einsätze im Bereich von Kleinbränden (Mülleimer, Papiercontainer, Gebüsch, etc.). Auch der Rettungsdienst musste 63 Mal raus. Den Höhepunkt auf der Einsatzskala bildete um 1.30 Uhr ein Brand in der Pahlkestraße. Dort fing ein unter einem Carport ein parkendes Auto Feuer, die Flammen griffen auf ein Gebäude über und zerstörten es komplett. Ich weiß nicht, wie es zu dem Brand kam und auch die Polizei ist noch dabei, die Ursache zu ermitteln. Spontane Selbstentzündung? Möglich. Technischer Defekt? Möglich. Idioten, die das Feuer mit Raketen oder Böllern verursachten? Möglich.

Warum wird eigentlich an Silvester so ein Radau veranstaltet? Ja, ich weiß: um böse Geister zu vertreiben. Mit möglichst lauten Geräuschen und grellem Licht haben unsere Vorfahren diesen immateriellen Wesen den Kampf angesagt. Sie sollen dabei Glocken läuten lassen, in die Luft geschossen, auf Töpfe und Trommeln geschlagen und entzündete Wagenräder die Hänge hinunter rollen gelassen haben.

Das ist die Basis für den heutigen Brauch, an Silvester Feuerwerk zu zünden. Ich verstehe, dass viele Menschen gerne an Traditionen festhalten. Da ist nichts gegen einzuwenden, ebenso wenig wie gegen ein buntes Farbspektakel am Silvesternachthimmel. Sieht ja auch toll aus. Schaue ich mir gerne an.

Was mir allerdings ein Dorn in jeweils beiden Augen ist, ist das bürgerkriegsähnliche Geballer auf unseren Straßen von „Call of duty“ (ein Kriegsspiel für Playstation und Co.) spielenden „Aushilfssoldaten“, die für Detonationen mit Chinaböllern oder diesen riesigen Batterien sorgen, die einfach nur knallen und in mir Szenen in Erinnerung rufen, die ich in der Tagesschau in den Beiträgen über die leider auf unserer Welt stattfindenden verschiedensten Kriege gesehen habe. Was soll das? Mich ärgert das. Insbesondere die zu Beginn erwähnten Attacken und Aggressionen.

Ich plädiere daher für ein Böllerverbot. Ich bin kein Stinkstiefel, der Kindern ihre Knallerbsen, schwirrenden Brummer, bunte Fontänen und Einhorn-Wunderkerzen „wegnehmen“ möchte. Mir geht es um die Party-Pyromanen, die häuserkampfähnliche Zustände wie in Berlin auslösen.

Auch wenn in Wuppertal die Silvesternächte „nicht so schlimm sind“, fände ich es toll, wenn wir zum kommenden Jahreswechsel einen zentralen Platz hätten, an dem ein organisiertes Feuerwerk von Fachleuten entzündet würde, das uns alle erfreut. Ähnlich wie in Düsseldorf zum Japantag. Und dazu ein Böllerverbot! Die erwähnten Kinder-Knaller nicht eingeschlossen.

Eigentlich bin ich noch gar nicht am Ende mit dem Auslassen meines Ärgers über die Silvesternacht. Aber über den ganzen Raketenmüll und darüber, dass wir mit der Knallerei unsere Tiere verstören, kann ich mich ja am 1. Januar 2024 noch mal aufregen.

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