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Kommentar zu Elberfelder Weihnachtsmärkten

Kommentar zu Elberfelder Weihnachtsmärkten : Advent, Advent, kein Lichtlein brennt

Barmen fühlt sich gegenüber Elberfeld ja oft unterprivilegiert. Beim Thema Weihnachtsmarkt sieht die Sache anders aus: Barmen hat mit dem Johannes-Rau-Platz einen soliden und durchaus stimmungsvollen Standort für Glühwein und Co., der auch dann noch funktioniert, wenn der Werth aufgerissen wird, um zum Kulturteppich umgebaut zu werden. In Elberfeld spielt sich dagegen gerade ein wahres Weihnachtsmarkt-Trauerspiel ab.

In der großflächig aufgerissenen Fußgängerzone ist so gut wie kein Platz mehr für Buden und Deko. Gerade eben noch konnte der 2019 in Wuppertal neu eingestiegene Betreiber ein paar Häuschen auf den Von der Heydt-Platz und zwischen die neuen, in diesem Fall komplett im Weg stehenden goldenen Bänke um die Ecke in der Herzogstraße zirkeln. Dass an dieser auch früher schon eher suboptimalen Ecke noch Weihnachtsstimmung aufkommen könnte, halte ich für ausgeschlossen.

Ansonsten bleibt als Anlaufpunkt Nummer zwei noch eine kleine Buden-Ansammlung vor dem Hauptbahnhof am neuen Döppersberg. Dieser Platz hatte bei seiner Weihnachts-Nutzungs-Premiere mit seinem historisch-modernen Fassaden-Mix als Kulisse abends durchaus einen gewissen Charme, jetzt wird er durch den 2022 hier positionierten beliebten Lions-Glühweinstand noch aufgewertet.

Und er hätte noch ganz anderes Potenzial, wenn der Primark-Kubus seinerzeit gegenüber den ursprünglichen Planungen nicht 30 Meter nach Westen verschoben worden wäre, so dass aus dem großen Stadtplatz ein Vorplätzchen wurde. Aus heutiger Sicht für mich die größte Fehlentscheidung in Sachen Döppersberg, die nicht nur einen zentralen Elbefelder Weihnachtsmarkt vor dem Bahnhof, sondern noch vieles andere verhindert.

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Komplettiert wird das Trauerspiel durch das kurzfristige Aus für den Mittelalterlichen Märchenmarkt auf dem Laurentiusplatz. Diese für einen Weihnachtsmarkt stimmungsvollste und nach der Einrichtung der Fußgängerzone am Platzrand mehr denn je prädestinierte Elberfelder Location bleibt damit im Advent komplett unbespielt. Das ist ganz unabhängig von den Ursachen ein echtes Armutszeugnis in einer Zeit, in der dieser Stadt und uns allen etwas Weihnachts-Feeling besonders gutgetan hätte.

Ich hoffe, dass diese Nullnummer wenigstens einen Lerneffekt mit sich bringt. Denn die Bauarbeiten im City-Kernbereich werden auch in den nächsten Jahren dazu führen, dass Poststraße, Neumarkt, Kirchplatz & Co. kaum als Weihnachtsmarkt-Flächen taugen.

Im Jahr 2018 hat die Stadt die Ausrichtung der Weihnachtsmärkte in Barmen (IG Schausteller), der Elberfelder City (Agentur Orion, inzwischen ausgerichtet von Grandezaa Entertainment aus Essen) und auf dem Laurentiusplatz (Ars Draconis Eventmanagement) für die Zeit von 2019 bis einschließlich 2023 vergeben. Sie behielt sich dabei vor, die Märkte in jedem Jahr auf ihre Qualität und die Umsetzung der Vorgaben zu überprüfen. Bezogen auf den Laurentiusplatz dürfte die Vereinbarung nach dem Flop in diesem Jahr hinfällig sein.

Daraus kann nur folgen, dass man sich zügig auf die Suche nach einem neuen Betreiber mit einem Konzept macht, das für die nächsten Jahre im Zweifel auch als zentraler Markt für ganz Elberfeld funktioniert. Alles andere wäre noch ein weiterer Akt im ohnehin schon bestürzenden Elberfelder Weihnachtsmarkt-Trauerspiel ...