Schwebebahn-Stillstand Keine Klage - vorerst

Wuppertal · Im Barmer Rathaus tagte am Dienstag (1. September 2020) der Ausschuss für Finanzen und Beteiligungssteuerung. Einziger Tagesordnungspunkt: die Schwebebahn-Probleme. Die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) begründeten dabei unter anderem, warum sie vorerst nicht juristisch gegen den Hersteller vorgehen wollen, das aber für die Zulunft auch nicht ausschließen.

 Im Fokus: die schadhaften Schwebebahn-Räder.

Im Fokus: die schadhaften Schwebebahn-Räder.

Foto: Wuppertaler Rundschau / mivi

Zunächst fasste „WSW mobil“-Geschäftsführer Urlich Jaeger dabei noch einmal die bekannte Chronologie der Ereignisse zusammmen, die zur Einstellung des Fahrbetriebs an Wochentagen geführt haben. Im Fokus stand dabei vor allem der im Mai sichtbar gewordene schlechte Zustand der Räder nach nur rund 20.000 Kilometer Laufleistung. Eigentlich sollten sie nach Auffassung der WSW 60.000 Kilometer lang halten. Stattdessen hätten die defekten Räder immer wieder wie ein Hammer auf die Schiene eingeschlagen und Schäden verursacht. Um das zu stoppen, sei die Teil-Stilllegung bis nächsten Sommer unumgänglich gewesen. „Irgendetwas passiert da zwischen Rad und Schiene, das wir erst noch verstehen müssen“, skizzierte Jaeger den Ausgangspunkt der laufenden gutachterlichen Untersuchungen. Warum die eklatanten Probleme an den Rädern so plötzlich auftraten, sei immer noch unklar.

WSW-Vorstandsvorsitzender Markus Hilkenbach erklärte dem Ausschuss, dass man aktuell noch von einer Klage gegen den Schwebebahn-Hersteller Kiepe absehen will. Grund: Kiepe habe schriftlich bestätigt, alles für die Instandsetzung zu tun. Es sei derzeit am wichtigsten, dass alle Kräfte aktiv an der Wiederbetriebnahme arbeiteten. Aktuell, so die Ergänzung von Ulrich Jaeger, werde ein Schwebebahnzug auf Kiepe-Kosten in der Aachener Waggonfabrik Talbot Aachen daraufhin überprüft, wie eine Instandsetzung der Räder und der diversen weiteren Schäden etwa an der Dachverklebung und Verkabelung im industriellen Umfeld außerhalb der WSW-Werkstatt funktionieren könnte. Hilkenbach betonte aber (wie auch WSW-Aufsichtsratsvorsitzender Dietmar Bell), dass die Klage-Option damit nicht vom Tisch sei: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Den negativen Effekt auf das WSW-Betriebsergebnis bezifferte er für 2020 und 2021 auf insgesam gut sechs Millionen Euro (ohne mögliche weitere Gutachterkosten und Rückstellungen für eventuelle Prozesskosten),

Anja Liebert (Grüne) fragte nach der Option, in den Herbst- und Wintermonaten, wenn Fahrradfahrer und Fußgänger wieder auf den ÖPNV umsteigen, den bisher gut funktionierenden Ersatzverkehr nachzusteuern. Die Möglichkeiten dafür hält Ulrich Jaeger für sehr begrenzt: „Viel mehr als ein Vier-Minuten-Takt wird echt schwierig.“ Wichtig werde unter anderem sein, was die Uni mache und wie sich deren geplantes Hybrid-Semester konkret auf den ÖPNV auswirke. Kritisch werde es aus seiner Sicht auch vor Weihnachten.

CDU-Sprecher Ludger Kineke wollte wissen, warum die Stadtwerke über die jetzt für erforderlich gehaltene personelle und technische Aufrüstung der Schwebebahnwerkstatt finanziell mit für die Mängelbeseitigung aufkommen sollen. Markus Hilkenbach dazu: „Natürlich gibt es Aufwandspositionen, bei denen wir in Vorlage gehen. Aber die werden natürlich auch Gegenstand möglicher Rückforderungen sein.“

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