In der aufstrebenden Christenheit des Römischen Reiches gab es Streit. Arius und seine Anhänger bestritten die Göttlichkeit Jesu Christi. Sie wollten die Einheit Gottes schützen und zugleich den christlichen Glauben anschlussfähiger an das Denken der griechischen Philosophie machen. Jesus, der Sohn Gottes, sei vollkommen und heilig, aber nicht Gott gleich, sondern geschaffen wie alle Geschöpfe und nach seinem heiligen Leben und Sterben von Gott bestätigt und aufgenommen in den Himmel.
Diese Lehre des Arius verbreitete sich und drohte die Christenheit zu spalten. Das wiederum rief den damaligen mit dem Christentum sympathisierenden Kaiser Konstantin auf den Plan. Seinem politischen Ziel, die Einheit des römischen Imperiums zu wahren, schadete die Uneinigkeit der Christen. Also lud er die Bischöfe aus dem ganzen Römischen Reich zu einer ökumenischen Versammlung in der Nähe seines Wohnsitzes ein, nach Nizäa, heute Iznik in der Türkei.
Nach intensiver Beratung und leidenschaftlichen Diskussionen, die – siehe Nikolaus – mitunter handgreiflich gewesen sein sollen, einigte sich die Mehrheit auf das große christliche Glaubensbekenntnis mit seiner zentralen Aussage: Jesus Christus ist Licht vom Licht Gottes, wahrer Gott und wahrer Mensch und als solcher doch Gott gleich.
Über die Gottheit Jesu Christi und die Frage, wer er für die Menschen ist, zu streiten, scheint vielen Menschen nicht nachvollziehbar. Auch bei Kirchenmitgliedern schwindet die Zustimmung zum Glauben, „dass es einen Gott gibt, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat“, so die letzte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung für unsere beiden Kirchen.
Mit Arius könnten sie sagen, wir glauben doch an den einen Gott, alles andere ist egal beziehungsweise weniger wichtig. Was bringt der Theologen-Streit? Religion soll Liebe und Frieden stiften. Und schließlich kann man fröhliche Weihnachten auf vielfältige Weise auch ohne Glaubensbekenntnis feiern.
Aber die Frage, wer Jesus Christus ist, dessen Geburt wir feiern, lässt uns nicht in Ruhe. Die Antwort auch nicht. Mit der biblischen Verheißung und dem Konzil von Nizäa, dessen 1.700-jähriges Jubiläum wir in diesem Jahr gefeiert haben, bekennen wir: Jesus, geboren als Kind in Bethlehem, ist der Immanuel, der Gott mit uns. Im Leben Jesu, seinem Evangelium, seinem Sterben am Kreuz und Auferstehen hat Gott sich selbst mitgeteilt.
In Jesu Liebe zu den Menschen, zu den Sündern und Armen, wirkt die Liebe Gottes in der Welt. Das ist mehr und das trägt unser Leben stärker und tiefer als nur zu meinen, Jesus habe wie ein Prophet etwas von Gott gehört und mitgeteilt. Durch Jesus Christus ist wirklich das Heil und die Befreiung aller Menschen gekommen.
Das Bekenntnis allerdings wird glaubwürdiger durch die Praxis. Dafür steht nicht zuletzt Nikolaus. Leidenschaftliches Bekenntnis zu Jesus Christus und tatkräftiges Handeln für die Bedrängten seiner Zeit waren für ihn untrennbar.
Übertragen wir seine Wundertaten in unsere Zeit, dann werden sie zum Kampf gegen Hunger und Armut, gegen Kinderzwangsarbeit und zur Zuwendung zu den vielen, vielen Hilfsbedürftigen – und das nicht nur zur Weihnachtszeit.
Da ist immer noch viel Luft nach oben im Zeugnis der Christen, unserer Kirchen und Gemeinden. Die Liebe Gottes, die wahrhaft in Jesus Christus erschienen ist, lässt uns nicht in Ruhe.
Aus welchem Beweggrund Sie auch immer Weihnachten feiern: Allen Menschen in unserer Stadt sei ein fröhliches Fest gewünscht, das mehr Frieden und Liebe in das Leben bringt.
Wir können „jauchzen, frohlocken und diese Tage preisen“, weil der Höchste, weil Gott das Entscheidende und Alles in der Welt Wendende getan hat.
Er ist wahrhaft Mensch geworden.
Frohe und gesegnete Weihnachten wünschen Ilka Federschmidt (Superintendentin) und Dr. Bruno Kurth (Stadtdechant)