Eine hoch gehaltene Hand mit drei ausgestreckten Fingern: Das ist die Gebärde für Gott. Sie wird im Weihnachtsgottesdienst der evangelischen Gemeinde Uellendahl-Ostersbaum häufiger zu sehen sein, denn die Bergische Gehörlosengemeinde feiert mit. „Unser inklusiver Familiengottesdienst mit Gebärdendolmetscher ist eine Besonderheit“, erklärt Pfarrerin Verena Kroll. „Dafür reisen nicht nur Familien aus dem Bergischen Land an, sondern auch aus Köln, Oberhausen und Berlin.“
Für sie reserviert die Theologin, die sowohl Pfarrerin der Bergischen Gehörlosengemeinde als auch der Gemeinde Uellendahl-Ostersbaum ist, Plätze in den ersten Reihen des Gemeindezentrums am Röttgen. „Gehörlose Menschen müssen die Gebärden gut sehen können“, sagt sie. Im letzten Jahr war der Gottesdienst so voll, dass Besucher:innen in den hinteren Reihen stehen mussten.
Ein Engelschor, der singt und gebärdet
40 Kinder beteiligen sich am Krippenspiel. Der Engelschor besteht aus Kita-Kindern, die ihr Lied auch in Gebärden vortragen. Verena Kroll wird ihre Predigt zwar nicht in Gebärdensprache halten, denn die Übersetzung übernimmt ein Dolmetscher, aber sie predigt dennoch anders. „Ich vermeide alles, was nur hörende Menschen verstehen und umschreibe Begriffe, die sich auf Geräusche beziehen“, erzählt sie.
Die Pfarrerin ist davon überzeugt, dass auch die hörende Gemeinde von dem besonderen Gottesdienst profitiert. „Viele Gebärden sprechen für sich“, erklärt sie. „Wir begreifen den Sinn der Worte oft neu und intensiver, wenn wir mit den Händen reden.“ Das wird sie im Gottesdienst an einem einfachen Satz deutlich machen: „Gott liebt dich“. „Da geht die Hand und der Blick nach oben, dann aufs Herz und schließlich zu meinem Gegenüber.“
Feiern auf der Trasse und im Schloss
Weitere besondere Gottesdienste finden an Heiligabend auf der Nordbahntrasse und und im Schloss Lüntenbeck statt. Bis zu 400 Menschen kommen jedes Jahr zum stillgelegten Loher Bahnhof an die Trasse (Zugang über die Rudolfstraße 125/neben dem ehemaligen Café Tacheles).
Pünktlich um 12:06 Uhr beginnt die traditionelle, 30-minütige Heiligabendandacht, die seit 2010 von der Kirchengemeinde Unterbarmen, der Wuppertaler Stadtmission sowie Mitgliedern des Bläserensembles Blechwerk gestaltet wird.
In Vohwinkel gibt es an Heiligabend um 17 Uhr wieder eine stimmungsvolle Christvesper im Schlosshof Lüntenbeck mit dem Bläserkreis des CVJM. Pfarrer Armin Lange hält die Predigt.
Feiern für trauernde und alleinstehende Menschen
Einige Gemeinden bieten rund um Heiligabend Feiern für Menschen an, die alleinstehend sind oder besonderen Trost suchen. Unter dem Titel „Weihnachten ohne Dich – eine weihnachtliche Feierstunde für Trauernde“ gestaltet die Gemeinde Elberfeld-Nord am Sonntag (21. Dezember) um 16 Uhr eine Feier in der Auferstehungskirche. Es sind alle eingeladen, die in der Weihnachtszeit einen Menschen betrauern oder vermissen, unabhängig davon, wie lange der Verlust zurückliegt.
Die größte Feier für alleinstehende Menschen in Wuppertal gibt es in der Historischen Stadthalle. Diakonie, Caritas, der CVJM Elberfeld und die Sparkasse organisieren die Veranstaltung für über 600 Gäste. Die Weihnachtsfeier beginnt um 19 Uhr und endet um etwa 23 Uhr. Einlass ist um 18 Uhr. Es gibt eine Weihnachtsandacht, es wird gesungen und die Weihnachtsgeschichte vorgelesen.