Kreiskantor Jens-Peter Enk Der „Meister der Register“ im ARD-Fernsehgottesdienst

Wuppertal · Auf der Orgel im Altenberger Dom zu spielen, ist eine Ehre für Kirchenmusiker. Wuppertals Kreiskantor Jens-Peter Enk lässt sie nicht nur für den ARD- Fernsehgottesdienst am 24. Dezember 2025 um 16 Uhr erklingen. Er ist dort für die Orgelmusik zuständig.

Kreiskantor Jens-Peter Enk.

Foto: Arian Stettler

20 Meter ist sie hoch, hat 6.800 Pfeifen und 100 Register: Die Klais-Orgel im Altenberger Dom gehört zu den größten Instrumenten des Rheinlandes. Sie ist weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens hinaus bekannt, denn der Altenberger Dom ist eine beliebte Konzertstätte mit über 50.000 Besucherinnen und Besucher im Jahr.

Bis zunächst März 2027 darf Kreiskantor Jens-Peter Enk sie regelmäßig spielen. Doch nicht nur das. Für zwei Jahre hat er die musikalische Gesamtleitung für internationale Konzertreihen, Orgelfestivals und die Geistliche Musik übernommen. Eigentlich ein Fulltime-Job, der aber – da die über 40 Jahre besetzte A-Stelle des Kirchenmusikers nicht sofort wiederbesetzt werden konnte – als zeitlich befristete Interims-Lösung gedacht ist.

Höchstmaß an Musikkompetenz

„Es stellt eine echte Herausforderung dar, diese Stelle mit meinen vielfältigen Aufgaben im Kirchenkreis zu kombinieren“, gibt er zu. Möglich geworden sei dies mur, weil er mit seiner hauptamtlichen A-Stelle in der Gemeinde Unterbarmen und im Kirchenkreis als Kreiskantor und Leiter des Referates Kirche, Kultur und Musik noch 15 Prozent frei hatte. „Aber für einen Kirchenmusiker ist es einfach ein Traum, im Altenberger Dom zu spielen, und ich bin dankbar, dass es die Gemeinde und der Kirchenkreis so unkompliziert möglich gemacht haben.“

Und Enk hat noch Unterstützung: Zwei Organisten spielen regelmäßig in den Gottesdiensten. Für die Domkantorei ist ein weiterer Musiker zuständig, und der langjährige evangelische Kantor Andreas Meisner steht ihm in seinem Ruhestand beratend zur Seite. „Für die Stelle braucht es ein Höchstmaß an Organisation und musikalischer Kompetenz“, erklärt Jens-Peter Enk. „Eine Person zu finden, die das langfristig leistet, ist nicht einfach.“

Aber die evangelische Gemeinde, die neben der katholischen Gemeinde für den Dom zuständig ist, wollte Zeit gewinnen. Jens-Peter Enk wird in den zwei Jahren seiner Vertretung und Berufung gemeinsam mit der Gemeinde und den dafür zuständigen Ausschüssen und Gremien ein tragfähiges Profil für die Stelle erarbeiten.

Gelebte Ökumene im Dom

Der Altenberger Dom gehört zu den bedeutendsten gotischen Kirchenbauten und befindet sich im Besitz des Landes NRW. Bis etwa 1511 war er Grablege der Grafen und Herzöge von Berg und steht unter Denkmalschutz. Seit 1857 wird die Kirche einer ehemaligen Zisterzienserabtei simultan von der katholischen und evangelischen Gemeinde genutzt – für eine Vielzahl von Gottesdiensten, aber auch für Konzerte und Festivals.

„Es gibt täglich katholische Gottesdienste und zwei Mal in der Woche ein evangelisches Mittagsgebet, evangelische Gottesdienste an den Sonntagen und die im Wechsel mit der katholischen Gemeinde stattfindenden Geistlichen Musiken jeden Sonntag um 14:30 Uhr, regelmäßige Dom- und Orgelführungen, viele Trauungen und Konzerte mit zahlreichen Proben“, zählt der Wuppertaler Kirchenmusiker auf. „Da ist es für mich schon schwierig, selbst eine Zeit zum Üben zu finden.“

Kaum Zeit zum Üben

Doch die braucht auch ein erfahrender Musiker wie Jens-Peter Enk. Teilweise übt er am späten Abend oder in der Nacht. Allein der Registerwechsel der Orgel über die Setzeranlage kostet Zeit, denn es sind rund eine Million musikalische Kombinationen möglich. Dafür sei die Orgel klanglich ausgesprochen vielseitig, erzählt Enk.

„Ich kann von barocken über romantische bis hin zu modernen Stücken alles spielen.“ Neben Bach, Mendelssohn, Buxtehude oder Liszt erklingen auch Songs von Abba, Queen oder aus dem Musical Carmen im Altenberger Dom. Die musikalische Bandbreite ist also groß, die Erwartungen sind es aber auch.

Hohe Erwartungen des Publikums

„Zu den großen Konzerten kommen zwischen 800 und 1.000 Menschen. Und viele von ihnen haben ein feines Gehör und einen großen musikalischen Anspruch.“ Kirchenmusikdirektor Jens-Peter Enk spornt das an, denn mit seiner Musik möchte er die Menschen berühren und beschenken.

Kurz vor Weihnachten kann er dieses Geschenk auch einem bundesweiten Publikum machen. Dann spielt er im ARD-Fernsehgottesdienst gemeinsam mit dem katholischen Kantor auf der großen Klais-Orgel. Aufgeregt ist er deshalb nicht. „Das ist schon mein fünfter Fernsehgottesdienst, aber der erste im Altenberger Dom mit seiner besonderen Orgel“, sagt er.