Taltontheater mit neuem Stück Psycho-Kampf im Birkenwald

Wuppertal · Stephen Kings Psychothriller „Misery“ ist Kult. Buch und Film sind Erklärstücke für Obsession und Sadismus. Das Taltontheater bringt den Schocker nun atmosphärisch dicht auf die Bühne.

 Tabea Schiefer und Jens Kalkhorst in „Misery“ im Taltontheater.

Tabea Schiefer und Jens Kalkhorst in „Misery“ im Taltontheater.

Foto: Joachim Schmitz

Jens Kalkhorst spielt den Erfolgsautoren Paul Sheldon, der nach einem Autounfall in der tiefsten Provinz von der biederen Krankenschwester Annie gerettet wird. Sie hält sich für seinen größten Fan und hat ihn schon wochenlang beobachtet. Nun liegt Paul schwer verletzt in einem verschlossenen Zimmer ihrer Farm. Annie pflegt ihn – scheinbar. In Wirklichkeit hält die altbacken gekleidete Hinterwäldlerin den Mann ihrer Träume über Monate gefangen, macht ihn tablettenabhängig und quält ihn psychisch und körperlich.

Tabea Schiefer ist als Annie beachtlich. Sie arbeitet deren zynische Aufopferung und gruselige Freundlichkeit deutlich heraus. Zuschauer, die die Handlung kennen, wissen, wie es weitergeht, und fiebern trotzdem mit: Jeden Moment kann die Fassade bröckeln, und die Sadistin kommt zum Vorschein. Paul ist ihr zunächst hilflos ausgeliefert, beginnt aber, selbst Machtspielchen einzusetzen. An diesen Stellen zeigen sich die schlechten Seiten von Paul Sheldon, der eigentlich ein Egoist ist.

Regisseur Benjamin Breutel orientiert sich in seiner Inszenierung am Buch. Er lässt einige Szenen gefühlt sehr lange wirken. Doch kurz bevor das Publikum gedanklich abdriften könnte, kommt die nächste spannende Entwicklung. So verspricht der Besuch des Sheriffs (Klaus Lemann- czyk) eine Wende, doch er zieht unverrichteter Dinge ab, um danach immer mal unangemeldet bei Annie vor der Tür zu stehen.

Großartig gelungen ist das Bühnenbild, das der Regisseur selbst entworfen hat. Annies Haus wird durch Birkenstämme abgesteckt, die wie Käfigwände angeordnet sind. Gleichzeitig stellen die Bäume die Umgebung dar, wo nichts außer Wald ist. Durch Licht werden Räume sichtbar gemacht. In der Mitte der Bühne steht das Bett, auf dem Jens Kalkhorst – als Unfallopfer geschminkt und mit zerzaustem Haar – liegt.

Wie das Stück ausgeht, soll hier nicht verraten werden. Denn die Produktion verdient viele Zuschauer, die auf das Ende gespannt sind. Daumen hoch für eine gelungene 130 Minuten lange Inszenierung (inklusive Pause) mit respektablen schauspielerischen Leistungen.

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