Neues aus dem TalTonTheater Locker und überraschend inszeniert

Wuppertal · Wer wäre nicht gern nochmal jung und würde wichtige Entscheidungen im Leben anders treffen? Im Taltontheater (TTT) gibt es dazu jetzt die Gelegenheit – freilich nur auf der Bühne.

 Plötzlich wieder jung - und was täte man dann? Diese Frage stellt die philosophische Komödie "Alles auf Anfang" im TalTonTheater. 

Plötzlich wieder jung - und was täte man dann? Diese Frage stellt die philosophische Komödie "Alles auf Anfang" im TalTonTheater. 

Foto: Andreas Ebner

Jens Kalkhorst hat die philosophische Komödie „Zurück auf Anfang“ locker und durchaus überraschend inszeniert. Das Stück des französischen Autors Éric-Emmanuel Schmitt katapultiert den 65-jährigen Arzt Alexandre (Ralf Poniewas) 40 Jahre zurück. Dort trifft er auf sein junges Ich (Denny Pflanz), seine längst verstorbene Großmutter (Doris Hartmann) sowie drei wichtige Frauen in seinem damaligen Leben: Betty (Jacqueline Kellner), Moira (Stina Schnickmann) und Cassandre (Svenja Dee). Sie begegnen sich im Haus der Großmutter irgendwo in der französischen Provinz. Wobei der Besucher aus der Zukunft nur von seinem jungen Ich und der Oma gesehen werden kann. Ein bisschen Geistergeschichte à la „Ghost“ ist wohl beabsichtigt.

Das Bühnenbild (Heiko Siedenbiedel) wird dominiert von einem großen, rostigen Uhrwerk, das als Sinnbild der Handlung über der Tür hängt. Von einem der Räder wird der ältere Alexandre am Kopf getroffen, fällt zu Boden und wacht – nach dem Einspielen von psychedelischen Klängen und Bildern – in den 1960er Jahren wieder auf. Französische Chansons und zeitgenössische Kleidung (die Mädels im Petticoat) machen den Zeitsprung sichtbar.

Die beiden Ichs begreifen nach kurzer Zeit, wer sie sind. Während der junge Alexandre wissen will, was in der Zukunft passiert und was er tun soll, gibt der ältere nur widerstrebend bis gar keine Auskunft. Hier stellt sich für das Publikum dann die philosophische Frage: „Was würde ich tun und sagen? Würde ich meine Zukunft ändern?“. Ansonsten hält sich das Philosophische eher in Grenzen.

Dafür regen andere Aspekte der TTT-Bühnenfassung zum Nachdenken an. Zum Beispiel der, dass eine Kalkhorst-Inszenierung nicht vollständig wäre ohne Gesang. Und so singen die beiden Hauptdarsteller stimmlich überzeugend Stücke aus dem Musical „Ein Käfig voller Narren“. Am Schluss singt das ganze Ensemble. Eine nette Idee, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig in diesem Stück.

Witzig und ein bisschen zum Nachdenken ist die Szene, als beide Alexandres auf die bösartige Cassandre, eine Ex-Freundin, treffen. Ego Jung streitet mit ihr, Ego Alt „übersetzt“ das, was die beiden sagen, in ihre echten Gedanken.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Inszenierung Spaß macht, die Darsteller Spielfreude zeigen und ihren Rollen gerecht werden. Besonderes Lob gebührt Denny Pflanz, der nicht nur den lebensfrohen, ehrgeizigen Jungspund überzeugend verkörpert, sondern auch durch eine schöne Singstimme auffällt.

„Zurück auf Anfang“, Dauer etwa 140 Minuten mit Pause. Die nächsten Aufführungen gibt es im Januar und Februar 2022. Taltontheater, Wiesenstraße 118, www.taltontheater.de

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