Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Wünsche ließen zu wünschen übrig

Wuppertal · Kurz vor Silvester geisterte dieser Hinweis durch die nur begrenzt sozialen Medien: Wenn man am 31. Dezember um 23:48 Uhr und 42 Sekunden das Lied „Schrei nach Liebe“ von den „Ärzten“ anspielt, dann ist das letzte Wort, das das Jahr 2020 hört, „ARSCHLOCH!“.

Roderich Trapp.

Foto: Max Höllwarth

Das fand ich gemein. Immerhin war 2020 nicht alles schlecht. Zum Beispiel ist Donald Trump abgewählt worden, auch wenn sich das noch nicht bis zu ihm selbst herumgesprochen hat. Und außerdem ... äh, öhm, warten Sie kurz, da gab es ja auch noch noch – hmmm, ich komme gleich drauf ...

Irgendwie hat sich der Mist scheinbar doch viel besser eingeprägt. Bei den vielen Katastrophen ist das verständlich: weltweite Pandemie, keine Karnevalszüge wegen Sturm und der FC Bayern als Triple-Sieger – es kam aber auch wirklich alles zusammen. Und Wuppertaler waren noch härter getroffen: Dass wir 2020 mehr Corona-Fälle als Schwebebahnfahrgäste hatten, regt uns natürlich auf. Und dass jetzt auch noch der Kaiserwagen erst 2022 wieder fahren kann, gibt uns den Rest. Der braucht ja neue Räder, weil die alten überraschenderweise nach 120 Jahren nicht mehr ganz fit sind.

Typische Mopperköppe werden jetzt fragen, warum so ein Radwechsel in der Formel 1 ungefähr fünf Sekunden dauert, in Wuppertal dagegen ungefähr 15 Monate. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass die Räder doch erst noch angefertigt werden müssen. Und von den normalen neuen Schwebebahnen wissen wir ja, dass sowas eine ingenieurtechnische Herausforderung sondergleichen ist.

Räder an sich sind zwar weltweit schon seit etwas längerer Zeit in ihrer grundsätzlichen Funktionsweise erforscht. Trotzdem sind die Konstrukteure der blauen Waggons grandios an dem Versuch gescheitert, runde Räder herzustellen, die mehr als zehnmal von Vohwinkel nach Oberbarmen rollen können, ohne danach herumzueiern wie die Landesregierung bei der Corona-Schulpolitik. Da will man beim Kaiserwagen jetzt natürlich lieber auf Nummer sicher gehen.

Ich könnte mir ja vorstellen, dass die Jungs im Manuelskotten früher ein paar vernünftige Räder für ein ordentliches Brett voll Kottenbutter mal eben über Nacht zusammmengedengelt hätten. Aber finden Sie heute mal einen Handwerker ...

Bei dem ganzen Geschimpfe über 2020 sollte man übrigens nicht vergessen, dass wir uns ja alle gegenseitig Ende 2019 bis zum Abwinken ein gutes neues Jahr und viel Glück und vor allem Gesundheit gewünscht haben. Die Wirkmächtigkeit dieser Wünsche ließ aus heutiger Sicht aber ganz erheblich zu wünschen übrig. Von daher habe ich Silvester durchaus schuldbewusst darauf verzichtet, kurz vor zwölf „Die Ärzte“ aufzulegen, und lieber „Die Toten Hosen“ aufgelegt. Und zwar das Lied „Wünsch dir was“, denn da singen die ja: „Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft!“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes Jahr 2021. Sicherheitshalber ohne Gewähr ...

Bis die Tage!

„LANGE NACH TORESCHLUSS“

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