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Nach Toreschluss - die Wochenendsatire: Der glottale Plosiv

Nach Toreschluss - die Wochenendsatire : Der glottale Plosiv

Wenn sich jemand auf dem gesellschaftlichen Parkett einen Ausrutscher leistet, spricht man gerne von einem Fauxpas, der in Wuppertal Fauckspass heißt. So einer ist mir diese Woche unterlaufen, als Freunde zu Besuch waren und ich beim Plaudern von „meiner Gattin“ gesprochen habe.

Das macht man nicht, wurde ich gerüffelt, weil die eigene Frau vom Ehemann selbst weder als „Gattin“ noch als „Gemahlin“ tituliert werden darf, sondern immer nur als „meine Frau“. Das steht im Knigge, dem legendären Standardwerk der Benimmregeln. Selbige kann man zwar heute weitgehend kniggen - pardon: knicken -, aber unabhängig davon musste ich bei einer Kurzrecherche lernen, dass das Wort „Gattin“ schon seit über 20 Jahren genauso out ist wie „Fräulein“. Ich bin also offensichtlich ein echtes Fossil und darf mich nicht wundern, wenn mir in der Kneipe das Pils demnächst unaufgefordert in der Schnabeltasse serviert wird.

Zu meiner Entlastung sollte man vielleicht erwähnen, dass das ganze Mann-Frau-Ding in der Sprache ja auch immer komplizierter wird. Sehr gestaunt habe ich in diesem Zusammenhang über mein Handy. Wenn ich damit Mails verschicke, stand unter denen bisher immer automatisch: „von meinem Samsung Galaxy gesendet“. Seit ein paar Tagen hat sich das geändert. Jetzt steht da: „von meinem/meiner Galaxy gesendet“. Ich muss also davon ausgehen, dass sich entweder mein mobiles Gerät aktuell geschlechtlich nicht mehr festlegen lassen will oder seine südkoreanischen Hersteller im Hinblick auf die Gender-Thematik besonders achtsam sind. Sollte das Handy in Kürze von mir einen geschlechtsangleichenden Umbau zu der Smartphone oder die Smartphone fordern, dann weiß ich, dass Antwort 1 stimmt.

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Apropos Gender: Vor allem im ZDF-„heute journal“ hört man neuerdings immer öfter den Versuch der Moderator*innen, den von mir hier soeben im Wort Moderator*innen schriftlich vorgeführten Gender-Gap im Sinne größtmöglicher Geschlechtsneutralität mitzusprechen. Das erfordert allerdings etwas Übung. Denn wenn man zum Beispiel Politiker*innen zu schnell in einem durch sagt, dann fallen die männlichen Politiker hinten rüber. Ist die Pause zwischen Politiker und innen aber zu lang, dann meint man, Marietta Slomka habe Schluckauf.

Genau genommen wird an dieser Stelle zur Trennung ein stimmloser glottaler Plosiv benötigt. Das hört sich furchtbar schwierig an, ist aber für echte Wuppertaler ein Klacks: Er ist bei uns nämlich genetisch automatisch vorhanden, damit wir Worte wie Kottenbutter oder Köttel heimatlautlich korrekt Ko-ön-buttoh oder Kö-öl aussprechen können. Ich habe ihn vor Jahren an dieser Stelle mal als „Gutturalknacklaut“ beschrieben. Dass der jetzt auch noch ins Fernsehen kommt, hätte ich allerdings nicht gedacht.

Wenn man den stimmlosen glottalen Plosiv nicht beherrscht, dann kann man ersatzweise „Moderatorinnen und Moderatoren“, „Bürgerinnen und Bürger“ und so weiter sagen was inzwischen speziell alle Politikerinnen und Politiker quasi automatisch machen. Dabei muss man aber ein bisschen aufpassen, weil das auch mal schiefgehen kann. Unser neuer und sehr digitaler Oberbürgermeister Uwe Schneidewind hat zum Beispiel am Montag auf Instagram erzählt, dass er gleich zur Sitzung des Verwaltungsvorstandes geht, um mit seinen Dezernentinnen und Dezernenten zu sprechen. Das ist vorbildliche transparente Öffentlichkeitsarbeit. Nur sind die fünf Wuppertaler Dezernentinnen und Dezernenten leider alle Männer ...

Bis die Tage!