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Nach Toreschluss - die Wochenendsatire: Das bisschen Haushalt ...

Nach Toreschluss - die Wochenendsatire : Das bisschen Haushalt ...

1977 trug Johanna von Koczian nicht nur eine der schlechtesten Frisuren in der Geschichte des deutschen Schlagers, sondern auch ein Lied vor, dessen ironische erste Zeilen bis heute unvergessen sind: „Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann. Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann.“ Das war damals ironisch gemeint, was zahlreiche Herren aber wegen beruflicher Überlastung gar nicht gemerkt haben.

Ich rechne übrigens damit, dass der Song demnächst vom Wuppertaler Sinfonieorchester mit Stadtkämmerer Johannes Slawig als Solist neu eingespielt wird, weil sich die Stadt mit dem Haushalt derzeit noch schwerer tut als Johanna von Koczian vor 45 Jahren. Das ist genau genommen paradox, weil wir eigentlich gar keinen Haushalt mehr haben. Die Stadtspitze kann sich bekanntlich nicht darauf einigen, was die Sachen kosten, die wir uns demnächst sowieso nicht mehr leisten können, und hat deshalb sicherheitshalber erstmal gar keinen Haushalt vorgelegt. Das wiederum führt dazu, dass wir uns selbst die Sachen nicht kaufen können, für die wir eigentlich das Geld hätten.

Das ist ungefähr so, als hätte Johanna von Koczians Mann erst Geld in die seinerzeit gebräuchliche Blechdose für die Haushaltskasse reingetan, dann aber den Deckel zugeschweißt, damit die Gattin nächstes Jahr nicht zu teuer einkauft. Fiskalisch betrachtet heißt das „vorläufige Haushaltswirtschaft“. Übersetzt bedeutet es, dass Herr von Koczian vorläufig nix mehr zu futtern kriegt.

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Wuppertal kriegt also vorläufig keinen Nachtbürgermeister für das Luisenviertel, und keine neuen Leute für den Ordnungsdienst und hofft auf ausreichend Regen im Sommer, weil auch das Geld für die Feuerwehr im Döschen fest steckt. Bei den Schulen baut man darauf, dass Corona wiederkommt und wir zum Homeschooling zurückkehren, damit die Kinder in den städtischen Unterrichts-Schimmelbutzen keinen weitere Schaden nehmen.

Entstanden ist das Problem überhaupt erst, weil Wuppertal zuletzt bei vielen Bauprojekten die Finanzen ähnlich gut im Griff hatte wie Boris Becker. Jetzt rechnen Experten an der Frage herum, ob es nicht besser wäre, wenn bei der Errichtung neuer Wuppertaler Kindertagesstätten künftig sicherheitshalber Baukosten von einer Million Euro pro dort betreutem Köttel veranschlagt werden, und halten damit den Geldverkehr auf.

Immerhin würde man mit so einer vorsichtigen Kalkulation garantiert nicht mehr Gefahr laufen, dass man den Finanzrahmen sprengt – zumal man sich den Bau schon vorher gar nicht mehr leisten könnte. So macht sich das bisschen Haushalt dann wirklich von ganz allein ...

Bis die Tage!