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Nach Toreschluss — die Wochenend-Satire: Ein Teppich-Klopfer!

Nach Toreschluss — die Wochenend-Satire : Ein Teppich-Klopfer!

Das ist ja wohl ein Klopfer. Genau genommen sogar ein Teppich-Klopfer: Da ist unser neuer Oberbürgermeister erst eine Woche im Amt und schon in der BILD-Zeitung. Dabei wollte er doch nur gut, wie man in Wuppertal so sagt.

Das Problem ist der Orient-Teppich in seinem Oberbürgermeisterbüro. Es handelt sich um ein Modell in der Größe eines Kleinfußballfeldes mit einschlägigen nahöstlichen Ornamenten drauf, wie man es schon immer mal nicht im Wohnzimmer haben wollte.

Erstaunlicherweise weiß niemand, wieso und seit wann der Teppich-Trumm da eigentlich liegt. Fest steht nur, dass das jeweils amtierende Wuppertaler Stadtoberhaupt das Knüpfkunstwerk jederzeit hätte einsetzen können, um mit einer vielköpfigen Beduinen-Delegation darauf im Schneidersitz Wasserpfeife zu rauchen. Da sich aber solche Delegationen auf absehbare Zeit nicht angekündigt haben, will Andreas Mucke das Teppichmonster jetzt loswerden, ehe Krabbelkinder aus der soeben neu eingerichteten Spielecke im OB-Büro ausbüxen und in der hochflorigen Schlingware spurlos verschwinden.

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Also hatte Andreas Mucke die noble Idee entwickelt, den Teppich für einen guten Zweck zu verkaufen. Dazu wurde ein Gutachter herbeigerufen, der nur unwesentlich älter ist als der von ihm auf 100 Jahre geschätzte Teppich selbst. Dieser Wuppertaler Orientexperte, der in der Vergangenheit eher im Kulturbereich mit Märchen aus tausendundeiner Nacht aufgefallen ist, stellte jetzt immerhin einen Sammlerwert von 30.000 Euro für den Teppich fest und diese Information zunächst der BILD-Zeitung und später auch dem Rathaus zur Verfügung.

Dort ist die Aufregung nun riesengroß, weil der Teppichhandel bisher nicht zum Kerngeschäft der Stadtverwaltung gehört. Schon allein die Frage, ob der Parkettbodendecker überhaupt der Stadt gehört, erfordert praktisch die Einrichtung eines Krisenstabes. Als sicher gilt nur, dass der Orient-Teppich schon zu Zeiten von Johannes Rau im OB-Büro lag. Man kann wahrscheinlich nicht mal endgültig ausschließen, dass er schon immer da war und das gesamte Barmer Rathaus ab 1908 um ihn herum gebaut wurde. Ob man rein haushaltstechnisch etwas verkaufen darf, das einem gar nicht gehört, ist völlig unklar. Möglicherweise wäre das sogar Hehlerei — und Wuppertal dann direkt wieder in der BILD-Zeitung und später im Gefängnis.

Es ist ein Drama, ich sehe schon die Schlagzeilen: "Heiße Teppichware im Barmer Rathaus!" - "Obskure Geschäfte: Wuppertals neuer OB stolpert über Teppichaffäre". Das ist durchaus nicht abwegig: Immerhin hat ein aus Afghanistan privat gekaufter und mit Hilfe der Bundeswehr nach Deutschland eingeschmuggelter Teppich vor drei Jahren schon den damaligen Bundesminister Dirk Niebel politisch in ernsthafte Bedrängnis gebracht. Und Dieter Bohlen hat durch Unzucht mit einem Teppichluder seinen eigentlich nicht mehr zu verschlechternden Ruf noch weiter ruiniert. Auf so einem Teppich kann man also ruckzuck ausrutschen.

Das darf nichts ein! Deshalb mein Tipp an Andreas Mucke: Wenn Sonntag niemand im Rathaus ist, nehmen Sie Ihren Generalschlüssel, den Sie vorige Woche vom Stadtdirektor bekommen haben, schließen damit das Fundbüro im Erdgeschoss auf und legen das muffige Mörfchen da unauffällig ab. Schließlich haben Sie das Ding ja tatsächlich irgendwie gefunden. Wenn Sie niemanden zum Tragen haben, helfe ich Ihnen übrigens gerne. Ich finde den Lappen nämlich auch potthässlich und wollte ihn im Leben nicht in meiner Butze haben.

Kleiner Schlusswitz: Wenn wir mit dem Teil auf den Schultern schnell die Treppe runter laufen, damit uns keiner sieht, sind wir übrigens ein Orientteppichexpress ...

Bis die Tage!