Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Wicki Wutz und Rodong

Wuppertal · Es ist wunderbar, dass neulich in Vohwinkel Woolworth wieder aufgemacht hat, nachdem es vor Jahren aus Barmen und Elberfeld verschwunden war. Das belebt erstens die Einzelhandelslandschaft und zweitens das Spektrum an wundersamen Wuppertaler Wortschöpfungen.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Woolworth so auszusprechen wie es sich gehört — nämlich "Wuhlwörß" mit geschliffenem englischen "Tiäitsch" — ist bei uns nur wenigen Menschen gegeben. Ein bergischer Gendefekt verhindert offenbar, dass der für die Erzeugung des filigranen Zischauslautes erforderliche sanfte Kontakt zwischen Zungenspitze und Zahninnenseite zustande kommen kann.

Deshalb war Woolworth bei uns früher schon und jetzt natürlich wieder der "Wollwocht". Wer "nam Wollwocht" geht, fährt übrigens auch nicht nach Barcelona, das mit einem dem "Tiäitsch" sehr ähnlichen Laut in der Mitte korrekterweise "Barßelona" ausgesprochen werden muss, sondern in eine Stadt namens Barzelona, die offenbar von einem bekannten CDU-internen Widersacher Helmut Kohls gegründet wurde.

Auch ohne "Tiäitsch-Komplikation" kann es aber in Wuppertal internationale Sprachverständnis-Schwierigkeiten geben. Neulich sagte beispielsweise eine Bekannte zu mir: "Ich war Sonntag mim Ratt bis Wicki Wutz." Eine minimalistische Wendung, die ich zumindest soweit decodieren konnte, dass es sich um einen Hinweis auf die Ausdehnung ihrer Wochenend-Radtour handeln musste. Der dabei offensichtlich als Ziel erreichte Wicki Wutz sagte mir allerdings nichts. Ich kannte bisher nur Comicfigur Wickie und das Schwein Wutz aus den Urmel-Büchern, über deren mögliche Fusion mir aber nichts weiter zu Ohren gekommen ist. Geschickte Fragetechnik brachte Klärung: Die Dame war über die Trasse bis zur Skaterhalle am Bergischen Plateau gefahren. Die heißt Wicked Woods ...

Französisch geht auch nicht besser, wie speziell jene kleinen Wuppertaler wissen, deren frankophile Eltern sie Laurent getauft haben. Ein naher Verwandter von Lorong ist der Rodonkuchen, der klassischerweise zur Bergischen Kaffeetafel gehört und selbstverständlich mit dem Hinweis "Und hier ist der Rodongggkuchen" serviert wird.

Wobei: Kommt Rodon wirklich aus dem Französichen? Und was ist Rodon überhaupt? Dass Rodonkuchen woanders Guglhupf oder Napfkuchen heißt, weiß ich auch. Aber wer oder was Rodon ist, verrät uns noch nicht einmal das Internet. Es kennt nur Carlos Rodon, der aber kein Bäcker, sondern ein erfolgreicher Profi-Baseballer bei den Chicago White Sox ist.

Auch ein Internet-Chat im Forum von "Brigitte Young Miss" zur Frage "Wisst ihr, was ein Rodon ist?" führt nicht weiter. Da kommen nur Antworten wie: "Nein. Es klingt nach einem radioaktiv ausgasenden Nagetier. (Radon & Rodent)". Die Google-Suche ergibt nur noch einen weiteren Treffer auf der erstaunlichen Internet-Seite "spiritgate.de", einer Art transzendentaler Informationsplattform für Außerirdische und anderen noch eher unbekannten Lebensformen. Dort berichtet Rodon von Agartha von seinem Volk, das vor Äonen das Innere der Erde aufgesucht und sich dort eingerichtet habe, um darauf zu warten, sich irgendwann wieder mit den Menschen an der Oberfläche verbinden zu können.

Dass Rodon von Agartha bei seinem Abstieg das Rezept für seinen Lieblingskuchen auf dem Küchentisch liegen lassen hat und deshalb der offizielle Rodonkuchen-Erfinder ist, halte ich für unwahrscheinlich.
Also müssen unsere Leser mal wieder ran: Wissen Sie vielleicht, wer Rodon ist oder wo der herkommt? Schreiben Sie mir. Vielleicht verlosen wir unter allen Einsendern ja Gutscheine für "Wollwocht" und "Wicki Wutz" ...

Bis die Tage!

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