Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Wuppertal auf Facebook

Wuppertal · Gelegentlich wird man ja ungefragt geduzt. Zum Beispiel von IKEA oder von facebook. Ich kenne beide zwar nicht persönlich, aber das ist denen egal. IKEA ist übrigens auch bei Facebook und steht dort in regem Kontakt mit seinen Kunden.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Einer von ihnen erklärt da, dass er die PS 2014 Hängeleuchte gesehen hat und sofort mitnehmen musste. IKEA erkundigt sich sicherheitshalber sofort bei ihm: Wow, das ging flott. Wie war das Zusammenbauen? Erfahrene IKEA-Kunden wissen, warum die Frage angebracht ist.

Apropos Facebook: Wussten Sie eigentlich, dass Wuppertal auch eine Facebook-Seite hat? Ja, die gibt es wirklich. Allerdings hat sie nicht die Stadtverwaltung angelegt, sondern ein Computer. Das steht im Kleingedruckten: "Diese Seite wurde automatisch anhand der Interessen der Facebook-Nutzer generiert."

Nun wissen wir ja schon seit dem legendären Science-Fiction-Klassiker "Odyssee im Weltraum" von 1968, dass es gefährlich ist, wenn sich Rechner selbstständig machen. Damals hat der Supercomputer HAL komplett den artifiziellen Verstand verloren und ein Raumschiff samt Besatzung zerlegt. Was der Facebook-Computer im richtigen Leben mit Wuppertal macht, ist aber noch schlimmer.

Das ganze Ausmaß des Schadens wird deutlich, wenn man auf den Button "Sachen, die du in Wuppertal unternehmen kannst" klickt. Dort empfängt uns unter anderem eine Liste der Wuppertaler Wahrzeichen. Das wichtigste ist dabei — der "Rabenkeller". Falls Ihnen der gerade nicht geläufig ist: Es handelt sich um eine eher nachgeordnete Kleinst-Partylocation in Sonnborn, in der junge Menschen mit wenig Bartwuchs umso mehr Alkohol zu sich nehmen. Auf Platz zwei rangiert der Unterbarmer Bahnhof. Erfahrene ÖPNV-Nutzer, wissen, dass es in diesem Wahrzeichen stinkt wie im seit zehn Jahren nicht gelüfteten Pumakäfig und seine Durchquerung eine Nahkampfausbildung bei den Navy Seals voraussetzt.

Die aus Ihrer laienhaften Perspektive möglicherweise eher als Wahrzeichen geeignete Schwebebahn kommt erst viel weiter hinten in der langen Wuppertal-Liste, weil die User sie nicht gut genug bewertet Sie liegt aber wenigstens noch auf Augenhöhe mit dem evangelischen Friedhof Cronenberg und der dritten Mannschaft der Basketballer von DT Ronsdorf. Die Zeche Zollverein — ein weiteres bedeutendes Wuppertaler Wahrzeichen — ist noch viel schlechter dran. Es kommt erst auf Seite drei. Wahrscheinlich, weil es in Wuppertal so schlecht zu finden ist.

Übrigens: Auch für kulturell interessierte Menschen hat Facebook einen Wuppertal-Tipp. Unter dem Stichwort "Besuche ein Museum" empfiehlt sein Superrechner die Besichtigung der A&D Orientteppich GmbH in Langerfeld. Wem das zu weit draußen ist, für den hat Facebook als Alternativprogramm noch die Empfehlung "Gehe im Park spazieren" vollautomatisch generiert. Und bietet dazu an: Nordpark, Sport-Park Elberfeld oder Rainbow-Park.

Irgendwie finde ich es ja beruhigend, dass auch Computer blöd wie ein Meter Feldweg sein können. Da sind Menschen mit Gehirn wenigstens noch nicht ganz überflüssig. Möglicherweise erkennen das die Rechner irgendwann und kriegen Respekt vor uns. Dann hören ihre Programme vielleicht sogar auf, uns ungefragt zu duzen.

Bis die Tage!

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