Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Welkes Wuppertal?

Wuppertal · Uiuiui, die Bundeskanzlerin hält in der Wuppertaler Stadthalle eine Ruckrede vor Parteimitgliedern. Das ist eine Gelegenheit, bei der sich auch die überregionale Presse daran erinnert, dass es uns gibt, und Menschen zur Berichterstattung schickt.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Einer davon ist Sebastian Fischer, der anschließend für Spiegel online folgende Sätze über Merkels Auftritt schrieb:

"Am Mittwoch war es der Auftritt in einer ARD-Talkshow, der für Aufsehen sorgte; am Donnerstag der Besuch an der CDU-Basis in Wuppertal. Ja, Wuppertal. Mehr alte Bundesrepublik geht kaum, die AchtzigerJahre welken hier noch vor sich hin."

Da horchen wir natürlich auf und fragen uns, wohin sich der arme Korrespondent wohl verlaufen hat, dass er auf vor sich hin welkende Achtziger stieß. Mit dem Zug kann er nicht angereist sein. Dann wäre er ja mitten in der Frühindustrialisierung gelandet, die sich bei uns am Hauptbahnhof tatsächlich noch von ihrer infrastrukturell düstersten Seite zeigt. Dafür verantwortlich ist übrigens die Bahn AG, die sich selbst eine hippe Zentrale am Potsdamer Platz in Berlin und uns so eine Nissenhütte gönnt.

Den Döppersberg kann er auch nicht meinen. Über den kann man ja viel sagen, aber bestimmt nicht, dass da was vor sich hin welkt. Außer vielleicht die Nerven der Autofahrer, die täglich um die Baustelle rumfahren müssen.

Auf die Stadthalle, in der Merkel aufgetreten ist, kann sich Fischer eigentlich auch nicht beziehen. Die ist zwar mehr als doppelt so alt wie die CDU, aber von innen noch deutlich frischer als die Partei und schon gar nicht aus den Achtzigern. Eine Nordbahntrasse und eine Junior-Uni haben wir nebenbei seit Ende der Achtziger extra für Sebastian Fischer auch noch gebaut, damit die alte Rheinische Strecke und eine Brache am Brögel nicht mehr vor sich hin welken. Beide sind so frisch, dass andere Städte davon nur träumen können. Möglicherweise hat Sebastian Fischer sie übersehen. Genau wie die gerade für ein Schweinsvermögen renovierte Schwebebahn, die demnächst mit neuen Waggons in voller Blüte steht.

Nicht so richtig von gestern sind wir übrigens auch bei der Flüchtlingspolitik, um die es beim von Herrn Fischer besuchten CDU-Zukunftskongress ja im wesentlichen ging. Während Sympathieträger in von uns mit finanzierten Kleinstädten in den neuen Bundesländern den Asylbewerbern die Notunterkünfte unter dem Hintern anzünden, leben sie bei uns schon in Wohnungen. Moralisch finde ich uns da alles andere als welk. Für mich sind wir daher viel eher neue Bundesrepublik als alte. Ich meine, damit können wir eigentlich doch ganz beruhigt in den Spiegel gucken. Muss ja nicht der online sein...

Bis die Tage!

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