Kommentar zu den neuen E-Rollern Manches muss man vielleicht aushalten

Wuppertal · Jetzt stehen 700 Roller mehr in Wuppertal. Sie bringen einen frischen Korallton mit – oder sind leuchtende Anlässe für große Aufregung. Kommt auf den Blickwinkel an. Und weil es zwar ganz eindeutig großen Spaß macht, die Fahrzeuge zu nutzen, es gleichzeitig aber echt ärgerlich ist, wenn sie um- und halb auf das Auto fallen und den Lack zerkratzen, ist nun Zeit für eine Pro- und Contra-Liste.

Alina Komorek.

Alina Komorek.

Foto: Wuppertaler Rundschau/mivi

Für die Roller spricht, dass sie auch dann nutzbar sind, wenn die Schwebebahn schon die Nachtruhe antritt und die Busse in großen zeitlichen Abständen fahren. Sie locken vielleicht manche weg vom Auto und auf die Roller als umweltfreundlichere Alternative, die im Stadtraum weniger Platz einnimmt. Gegen die E-Scooter spricht, dass sie nicht jeden Berg hinaufkommen – sogar mit den leistungsstarken „Voi“-Modellen bleibt Ronsdorf weitgehend rollerfrei.

In Kombination mit dem ÖPNV können sie hingegen eine nützliche Ergänzung sein – zum Beispiel für diejenigen, die mit dem Bus aus Ronsdorf kommen und dann einen steilen Berg auf der Nordseite des Tals hinaufmüssen – damit sind sie auch für viele attraktiv, die kein Fahrrad nutzen können oder wollen. Die Roller sorgen auf diese Weise für mehr Gerechtigkeit, schließen gleichzeitig aber diejenigen aus, die die Roller wiederum nicht nutzen können – und stehen ihnen womöglich noch im Weg, nehmen Rollstühlen, Kinderwagen und Rollatoren den Platz weg.

Die Anbieter bemühen sich darum, den Ärger um die falsch geparkten Fahrzeuge einzugrenzen, zur Einhaltung der Regeln aufzurufen – aber es gibt natürlich auch viele von denen, die diese Regeln missachten. An manchen Stellen fehlt – wie bei Fahrrädern – schlicht der Platz. Es stimmt wohl, was Tim Schäfer, Pressesprecher des neuen Anbieters „Voi“, sagt: Es werden nicht nur Roller, sondern auch viele Autos falsch abgestellt. Dass diese Autos den Verkehr ebenfalls behindern, wird aber viel eher toleriert. Vielleicht, weil es so oft vorkommt, dass es nicht mal mehr auffällt.

Jedes neue Verkehrsmittel braucht Zeit, findet Tim Schäfer. Dabei blickt er vor allem auf die neuen korallfarbenen Roller, die seit Donnerstag in Wuppertal nutzbar sind. Das ist wohl richtig – und bis sich die Roller durchgesetzt haben oder den Bach runtergegangen sind, müssen wir vielleicht einfach aushalten, dass sie häufig ungünstig geparkt werden.

Und das geht besser, wenn wir die positiven Aspekte der Roller betonen – wie ihren Beitrag zu einer faireren, mitunter umweltfreundlicheren Mobilität. Oder wir halten aus, dass es auf der Pro- und Contra-Liste unentschieden steht.

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