Kommentar zur Barmer Innenstadt Teure Lagerkosten auch ohne Bernsteinzimmer

Wuppertal · Da ist der Kelch an Barmen ja noch einmal vorbeigegangen. Die Probegrabungen der Unteren Denkmalschutzbehörde haben nicht so lange gedauert wie zunächst befürchtet.

So soll der Werth künftig aussehen.

So soll der Werth künftig aussehen.

Foto: ARGE Werth

Im vergangenen Jahr ging man noch von 300 Arbeitstagen für die archäologische Baubegleitung aus. Zusätzliche Kosten: mindestens 1,5 Millionen Euro. Lokalpolitiker und Bürger beschworen bereits düstere Bilder von einem zweiten Elberfeld mit ewigen Baustellen und monatelangen, ja jahrelangen Ausgrabungen herauf.

Doch jetzt die erlösende Nachricht: Ein Bernsteinzimmer wurde nicht unter dem Pflaster des Werth entdeckt. Welch ein Glück! Die gefundenen Artefakte scheinen eher nicht so spektakulär zu sein. Immerhin, insgesamt gelang es einer vorgenommenen Suchschachtung bis auf vermutlich eiszeitliches Niveau vorzudringen. Diese Schicht besteht aus ungestörten Sedimentablagerungen der Wupper, die keinerlei menschlichen Einfluss zeigen. Ohne menschlichen Einfluss! Das hat schon einen gewissen Wert.

Dann kann es nun endlich losgehen mit dem Umbau – und der „Flickenteppich“ verschwindet. Denn so sieht derzeit die Oberfläche der Barmer Fußgängerzone aus. Sie ist versetzt mit langen schwarzen Asphaltbändern zwischen dem Steinpflaster. Nach der Installation von Versorgungsleitungen wurden die Gruben von den WSW kurzerhand mit Asphalt verschossen.

Eigentlich sollten die Verschönerungsmaßnahmen viel früher losgehen. Bereits im Herbst 2021 schrieb die Stadt Wuppertal die „Neugestaltung der zentralen Fußgängerzone Werth“ öffentlich aus. Doch aufgrund eines Vergabefehlers kam es erst gar nicht erst zum Baubeginn. Die Ausschreibung für die Umbauarbeiten muss wiederholt werden. Als ob das mit dem Fehler nicht schon schlimm genug war, brachte die Stadtverwaltung die „umfangreichen Belange“ der Archäologie (= Denkmalschutz) ins Spiel. Die Untere Denkmalbehörde meldete nunmehr „erheblichen Untersuchungsbedarf“ an. Natürlich war zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt, in welchem Umfang die Ausschreibungsunterlagen angepasst werden müssen.

Was bei all der Freude über das schnelle Ende der Probegrabungen nicht vergessen werden darf, sind die Lagerkosten für die Baumaterialien, die schon frühzeitig angeschafft worden waren und durch die Verzögerungen schon recht lange eingelagert sind: Sie betragen für das Natursteinpflaster 6.300 Euro netto pro Quartal. Die erste Miete war Anfang April 2023 fällig. Die Einlagerungskosten für die Leuchtmasten, Beleuchtungsmodule, Lautsprecher und Verteilerschränke belaufen sich monatlich auf 800 Euro – ab 1. Mai 2023.

Die Aufbewahrung der Kabelschächte und Sitzbänke kostet glücklicherweise nichts, weil sie sich im städtischen Resort 104 beziehungsweise auf städtischem Grund befinden. Ein teurer Spaß trotzdem.

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