Kommentar zur Ultra-Aktion im Stadion am Zoo Das muss der DFB sich gefallen lassen

Wuppertal · Nun also auch im Stadion am Zoo. Mit deutlich gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gerichteten Bannern haben die Ultras des Regionalligisten Wuppertaler SV am vergangenen Samstag zu Beginn des Heimspiels gegen den TuS Haltern (2:0) kurzzeitig für eine Spielunterbrechung.

 Jörn Koldehoff: „Geld regiert den Fußball. Nur einer ist derzeit mächtiger. Der Corona-Virus.“

Jörn Koldehoff: „Geld regiert den Fußball. Nur einer ist derzeit mächtiger. Der Corona-Virus.“

Foto: Max Höllwarth

Ob die gerechtfertigt war oder die Aussage nicht doch eine zulässige, wenn auch derb vorgetragene Kritik, darüber mag man streiten. Schaut man sich die Urteile des Bundesverfassungsgerichts zur Meinungsfreiheit an, dürfte wohl Letzteres der Fall gewesen sein. Ein Bild, das Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp, für sie der Inbegriff der Kommerzialisierung, im Fadenkreuz zeigt, haben die Wuppertaler Ultras nicht präsentiert. Und das war gut so. Auch wenn Fan-Verbände bundesweit argumentieren, dies sei nur symbolisch zu verstehen und kein Aufruf zu Gewalt, war und ist es zweifelsohne der falsche Weg. Ein Fadenkreuz hat eine klare Bedeutung. Die Ultras haben das wohl erkannt und gehen nun einen anderen Weg – mit kaum zu widerlegenden Argumenten. Und auch das ist gut so.

Denn Fakt ist: Der DFB (und natürlich auch die internationalen Verbände) hat in der Vergangenheit jede Menge falsch gemacht und muss sich deshalb die Vorwürfe zu Recht gefallen lassen. Fan- unfreundliche Anstoßzeiten etwa, die dem Pay-TV-Mammon geschuldet sind. Das Abwälzen von Fehlvergehen Einzelner als Kollektivstrafe auf alle. Wie auch die viel zu späten Länderspiele, die vor allem Eltern mit Kindern vom Stadionbesuch abhalten. Aber auch die jahrzehntelang praktizierte Haltung, den Vereinen hinter (kaum) vorgehaltener Hand mit künftigen Lizenz-Sanktionen zu drohen, sollten sie vor ordentliche Gerichte ziehen. Davon kann der WSV ein Lied singen, als er 1999 wegen nicht bezahlter Abgaben an die Verwaltungsberufsgenossenschaft (die sich im Nachhinein als viel zu hoch herausstellten) abstieg – wovon der FSV Salmrohr mit seinem mit dem DFB bestens verbundenen Präsidenten Peter Rauen per nachträglichem Klassenerhalt profitierte.

Im Gegenzug fordert der Verband immer wieder staatliche Hilfe ein, etwa bei den Polizeieinsätzen. Das „Sommermärchen“, die Vergabe der WM nach Katar, Strafen bei Pyro-Vergehen, die der DFB bei Länderspielen selber nicht verhindern kann – es gibt zahlreiche Punkte, die die Fanszene zu Recht kommentiert.

Übrigens: „Die“ Fanszene an sich gibt es nicht, sondern Ultras, Kuttenträger, „Normalos“ und viele andere Gruppierungen. Sie alle lassen das Bundesliga-Rad laufen, indem sie Dauerkarten kaufen, Trikots und vor allem Bezahlfernseh-Abos. So lange das der Fall ist, wird sich kaum etwas ändern. Geld regiert den Fußball. Nur einer ist derzeit mächtiger. Der Corona-Virus.

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