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Kommentar: Politik-Blick aufs neue Jahr in Wuppertal – und zurück Richtung 2019

Kommentar: Politik-Blick aufs neue Jahr – und zurück Richtung 2019 : Den Leuten lieber mal besser zuhören

Gute Vorsätze zum neuen Jahr? Die sind – seien wir ehrlich – immer nur für den Papierkorb. Aber man könnte im Rathaus und bei den Parteien etwas lernen aus den vergangenen zwölf Monaten. Mir fällt da vor allem der für den „Normalbürger“ völlig unverständliche Städte-Streit wegen des DOC in Remscheid ein.

Monatelang haben sich Politik und Verwaltung deswegen streckenweise in Höchstgeschwindigkeit um sich selbst gedreht. Es gab (Sonder-)Sitzungen, Pressemitteilungen, aufgeregte Hintergrundgesprächs-Anrufe bei den Medien-Redaktionen und, und, und. Wegen eines Themas, das nicht nur den eventuell betroffenen Wuppertaler Einzelhandel überhaupt nicht interessierte (siehe das ernüchternde Ergebnis einer Befragungsaktion der Stadt), sondern das auch in der Bürgerschaft fast niemanden tangiert hat.

Für mich war das ein Zeichen dafür, dass es leider zwischen den Bürgern sowie ihren realen Bedürfnissen und dem, was die „Regierenden“ umtreibt, tatsächlich krasse Phänomene des Auseinanderdriftens gibt. Das Verbrennen von Zeit und Arbeitskraft wegen der juristischen Spitzfindigkeiten in einer Sache, die Wuppertal weder vorwärtsgebracht noch zurückgeworfen hat – das sollte es 2020 bitte nicht ein zweites Mal geben.

Noch ein Beispiel für (Beinahe-)Realitätsverlust waren die Ereignisse um die Oberbürgermeister-Kandidatur von Wuppertal-Institut-Chef Uwe Schneidewind: Die CDU-Führung hatte eine offenbar ziemlich einsame Entscheidung getroffen, einen wirklich erstaunlich breiten Sturm der Entrüstung ausgelöst – und dann gerade noch rechtzeitig das Ruder wieder herumgerissen und sich selbst aus dem drohenden Sumpf gezogen. Auf den Weg gebracht wurde diese Kehrtwende durch eine höchst interessante Meinungs-Mischung: Es gab einerseits sehr viele Wortmeldungen aus der Bevölkerung – auch von Menschen, die weder CDU-Mitglieder sind, noch sowieso „schon immer“ christdemokratisch abgestimmt haben. Andererseits folgten rasch offene Positionierungen der namhaften CDU-Senioren (die Herren mögen mir diese Bezeichnung verzeihen) Peter Jung und Hermann-Josef Richter sowie des Parteinachwuchses aus der Jungen Union. Jetzt ist die Frage, ob Uwe Schneidewind am 13. September wirklich als gemeinsamer OB-Kandidat von CDU und Grünen auf dem Wahlzettel stehen wird, wieder Gegenstand einer demokratischen Entscheidung – nicht einer einsamen.

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Die Themen der Stadt liegen auf der Straße und in der Luft. Es lohnt sich immer, den so verschiedenen Bürgern zuzuhören und auf sie zu schauen. Und dann kluge Entscheidungen zu treffen, die im Idealfall gute Kompromisse sind.

Gleich mal ausprobieren könnte man das beim Thema WSW-Fahrplanbuch: Viele junge Leute lachen darüber – viele, viele Ältere nicht.