Kommentar: Wuppertaler Mobilitätskonzepte der Zukunft Raus dem Stau? Aber nicht mit E-Tretrollern!

Wuppertal · Ja – auch in Wuppertal gibt’s innerstädtische (und mega-lästige) Staus. Aber kaum der Rede wert im Vergleich zu „richtigen“ Großstädten. Da fragte man sich schon, was eine Podiumsdiskussion der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung im Wuppertal Institut unter dem Motto „Raus aus dem Stau: Mobilitätskonzepte der Zukunft am Beispiel Wuppertal“ am vergangenen Mittwoch wohl bringen würde.

 NRW ist „Stau-Land“ Nr. 1, Wuppertal in NRW als „Stau-Stadt“ auf Platz 14 - erklärt Redakteur Stefan Seitz.

NRW ist „Stau-Land“ Nr. 1, Wuppertal in NRW als „Stau-Stadt“ auf Platz 14 - erklärt Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

NRW ist „Stau-Land“ Nr. 1, Wuppertal in NRW als „Stau-Stadt“ auf Platz 14 – Wien und Kopenhagen als Vorbildstädte verschenken ihren (Straßen-)Raum nicht an Autos, sondern machen ihn bewusst unattraktiv oder schlicht unmöglich für Pkw. So viel von ADAC-Mann Roman Suthold.

Während sich das Podium über weite Strecken in der Debatte über die Wuppertaler (!) Bedeutung von E-Tretrollern für den Stadtverkehr verlor, präsentierte sich vor allem WSW-mobil-Geschäftsführer Ulrich Jaeger bestens aufgelegt, zukunftsbewusst und kämpferisch. Zwei Drittel der Wuppertaler Nicht-Auto-Verkehrsleistung erbringen Busse – und doch gilt: Für die Querverbindungen sind Auto (oder Taxi) immer noch besser. Jaeger ließ keinen Zweifel: Auch Wuppertal könne, wie Wien, einen ÖPNV-Anteil von 50 Prozent am Gesamtverkehr erreichen. Wenn Bus-Angebote und Bus-Infrastruktur massiv ausgebaut und das Angebot für den Autoverkehr massiv beschränkt wird. Das aber sei eine Politik-Entscheidung. Denn, die WSW realisieren genau den Nahverkehr, den die Stadt bestellt.

Professor Oscar Reutter vom Wuppertal Institut präsentierte Zahlen: Ein Viertel aller deutschen Haushalte hat kein Auto, in Berlin sind es gar bis zu 40 Prozent. Das als „die andere Wahrheit“ gegen die Auto-Macht. Wuppertals Radverkehrsanteil hänge bei zwei Prozent, es müssten aber 20 wie in Heidelberg sein. Wer die (politischen) Abläufe in Wuppertal kennt, muss das als weit entfernt klingende Zukunftsmusik identifizieren. Leider.

Interessantes zum ThemaWasserstoff-Busse (E-Busse schaffen die Wuppertaler Höhen nicht) lieferte dann Ulrich Jaeger: Nach Beseitigung von Kinderkrankheiten gehe das erste Modell in einigen Wochen auf Probefahrt. Die Wasserstofftankstelle auf Korzert wird gerade gebaut – der Wasserstoff-Bus werde im Februar oder März kommenden Jahres im Linienverkehr durchstarten. Weitere sollen folgen.

Jaeger zog auch gegen die von Liberalisierern aller Couleur als Allheilmittel gepriesene Digitalisierung vom Leder: „Digitalisierung ist die Hölle und gar nicht so einfach, sondern sehr arbeitsaufwändig und störanfällig“ – so sein Statement mit Blick auf die schwierige Umstellung der Schwebebahntechnik.

Wichtig – dazu gab es auch emotionale Publikumsstimmen: Wer Außenbezirke an den autofreien Verkehr anbinden will, erreicht mit E-Tretrollern oder ähnlichem gar nichts. Vielmehr von Bedeutung: Einzelne (autofreie) Verkehrssysteme sinnvoll miteinander zu verknüpfen. In diesem Zusammenhang kommentierte (wiederum) Ulrich Jaeger die Tatsache, dass noch immer keine vernünftige Abstellmöglichkeit für Fahrräder am neuen Döppersberg existiert: „Das ist ein Witz in Tüten, was hier gemacht wird.“

Der Abend drohte, schnell zur sterbenslangweiligen Sitzung zu mutieren. Dann wurde er doch noch eine interessante Lehrstunde in Sachen Wuppertaler Verkehrszukunft. Nur, dass halt keine Mitglieder der Parteien mit Mehrheitsmacht anwesend waren ...

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