Kommentar zur Wohnbaupolitik Zersiedelung oder Sozialwohnungsbau?

Wuppertal · Mit deutlichen Worten fordert die für Städtebau zuständige Landesministerin Ina Scharrenbach von den nordrhein-westfälischen Städten größere Anstrengungen für den Bau neuer Wohnungen, beispielsweise auch an Bahntrassen, um den steigenden Bedarf langfristig zu decken. Sie verweist auf zahlreiche Fördertöpfe, um Kommunen wie Wuppertal, zu motivieren.

 Ein Kommentar von Klaus-Günther Conrads zur Wuppertals Wohnbaupolitik.

Ein Kommentar von Klaus-Günther Conrads zur Wuppertals Wohnbaupolitik.

Foto: Klaus-Günther Conrads

Dazu passt die Suche nach neuen Wohnbauflächen, zu denen der Regionalrat Düsseldorf der Stadt Wuppertal konkrete Vorschläge gemacht hat.

Es ist kein Wunder, dass sich die Bürger in den betroffenen Stadtteilen mehr oder weniger vehement gegen „neue Nachbarn“ wehren. Und genauso logisch scheint, dass wertvolles Bauland durch steuerzahlungskräftige (Neu-)Bürger die Stadtkasse klingeln lassen. Falls Wuppertaler „nur“ von einem sozial schwachen Stadtteil in einen besseren umziehen, bleiben Lücken zurück. Im Dialog zwischen Bezirksregierung und Bürgerinitiativen spielen zuweilen die vor allem im Osten der Stadt leerstehenden 10.000 Wohnungen eine Rolle. Wenn sie aber nicht im Laufe der Zuwanderungswelle nutzbar gemacht wurden, sind sie auch als Planreserve nicht wirklich relevant.

Mich wundert die Untätigkeit im Bereich des sozialen Wohnungsbaus, die seit Jahren heftig beklagt wird. Ich lenke Ihren Blick beispielhaft auf den ehemaligen Güterbahnhof Unterbarmen, an dem die Ritterstraße (Zufahrten Union- und Mauerstraße) vorbei führt. Langsam aber sicher ist ein Wäldchen entstanden, nachdem man zur Stützung die Mauer zur Ritterstraße mit Erde angefüllt hatte. Nebenan ist der P+R-Platz die einzige Nutzung. Es ist noch nicht lange her, als in der Politik gefordert wurde, dass Besitzern von freien Flächen, die eine Bebauung verweigern, Grundstücke abgenommen werden sollten. Wie wäre es, der Bahn diese riesige Brache wegzunehmen?

Der Ex-Güterbahnhof hat als „Neue Mitte“ großes Potenzial: direkte Anbindung an S-Bahn und Busse, zentrumsnah mit benachbarter Infrastruktur. Die Entwicklungsfläche reicht bis zum Christbusch hinauf, wo sich Gewerbebrachen befinden. Vielleicht lohnt sich ein finanzwirtschaftlicher Wettbewerb zwischen Wohn- und Gewerbenutzung? Und eine ergebnisoffene Diskussion, was auf dem großen Areal denkbar, baulich machbar und finanziell darstellbar ist: Sozial-, Senioren- und Studentenwohnungen, Penthousewohnungen, Kommunikationsräume, Kindertagesstätte. Soeben las ich von einer autofreien Siedlung in Wien. Wenn es geht, dann bitte in dieser zentralen Lage!

Ich ahne um die unzähligen Hinderungsgründe, die es übrigens auch südlich von Barmer Bahnhof und Opernhaus gibt. Nur eines bitte nicht: alles bleibt so trostlos und unter Wert genutzt, wie Bahnbrachen. Ein Lichtblick ist am Bergischen Plateau zu sehen, das Nachfolgeprojekt startet im Heubruch. Und ganz frisch am Start ist die Revitalisierung des Areals in der Steinbeck, wo Wirtschaftsförderung, Stadt und Bahn Wohnhäuser und Gewerbe ansiedeln wollen. Es geht doch! Oder mangelt es wirklich und allein an Investoren?

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