ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Portugal geht ganz neue Wege

Wuppertal / Rotterdam · Portugal tritt zum ersten Mal beim Eurovision Song Contest im Jahre 1964 an – und gewinnt erst 2017 den ESC. An den Sieg erinnere ich mich noch so gerne. Ich bin jetzt noch fasziniert vom Auftritt in Kiew von Salvador Sobral. Ihm gelang das scheinbar Unmögliche, denn er setzte sich mit der Jazz-Ballade „Amar pelos dois“ gegen die Konkurrenz durch.

 Leadsänger Pedro Taborda.

Leadsänger Pedro Taborda.

Foto: Peter Bergener

Ein Jahr später erlebte ich einen wunderschönen ESC in Lissabon und weiß jetzt in der Corona-Krise noch viel mehr diesen unbeschwerten Songcontest 2018 zu schätzen. Zu den Pressekonferenzen von Portugal gehe ich immer sehr gerne, aber nicht nur wegen der Interpretinnen oder Interpreten, sondern auch wegen Carla vom portugiesischen Fernsehen RTP. Carla kenne ich schon sehr lange. Wir schreiben uns des Öfteren und beim ESC gibt es dann die Möglichkeit, sich auch mal wieder persönlich zu unterhalten, wenn dieses Jahr auch leider nur mit Abstand.

Doch kommen wir auf den diesjährigen Beitrag von „The Black Mamba“ zu sprechen. Bei beiden Pressekonferenzen von Portugal bin ich gewesen und habe auch live den Probenauftritt ihres Beitrags „Love is on my side“ in der Halle gesehen. Ich bin beeindruckt von dem sentimentalen Song. „The Black Mamba“, da dachte ich, als ich es im Februar 2021 beim portugiesischen Vorentscheid hörte, eher an eine Rockgruppe mit einem gefährlichen Bandnamen. Nein, dem ist nicht so: Ihr musikalischer Stil ist eher Blues, Soul und Funk. Und wenn man den Frontsänger zum ersten Mal sieht, erinnert er mich vom Outfit eher an Kid Creole.

Ihr zärtlicher, ruhiger und entspannter Soulsong „Love is on my side“ berührt mich sehr, obwohl ich etwas enttäuscht bin, dass der Song nicht portugiesisch vorgetragen wird. Mit diesem Song geht das Land beim ESC erstmals mit einem vollständig auf Englisch gesungenen Beitrag an den Start. Somit wurde die stolze Tradition gebrochen, stets in portugiesischer Sprache gesungen zu haben. Doch man kann ja auch mal neue Wege gehenund nicht nur an alte Traditionen festhalten. Man muss sich auch mal was trauen und verändern!

 Das sind „The Black Mamba“ aus Portugal.

Das sind „The Black Mamba“ aus Portugal.

Foto: Peter Bergener

Die seit 2010 bestehende, ursprünglich dreiköpfige Band besteht aus Ciro Cruz, Miguel Casais und Leadsänger Pedro Taborda (alias Tatanka), der den Song auch geschrieben hat. Doch bei der Pressekonferenz sang die Gruppe nicht den ESC-Beitrag, sondern ein von Pedro Taborda alias Tatanka geschriebenes und in Portugal bekanntes Lied – und zu meiner großen Freude sogar teilweise in portugiesischer Sprache. Das hat mein Herz sehr berührt. Wäre jetzt noch ein Glas Rotwein gereicht worden, dann wäre die Sehnsucht, in den Süden zu reisen, noch stärker geworden.

Ich wünsche Portugal, das im 2. Semifinale des ESC 2021 auftreten wird, viel Glück („boa sorte“)!

Euch allen musikalische Grüße, Euer Euro-Music-Peter!

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