ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Eine verrückte Überraschung in Grün

Wuppertal / Rotterdam · Nun habe ich bereits die ersten Pressekonferenzen besucht und auch einige Proben im Pressezentrum verfolgt. Ja, es sind in der Tat einige sehr gute Songs dabei. Ich bin mal gespannt, ob meine aktuelle TOP10 sich in den nächsten Tagen verändern wird.

Samanta Tina startet für Lettland.

Foto: Bergener

Als Nächstes freue ich mich aber ganz besonders auf die deutsche Pressekonferenz und endlich live unseren Jendrik zu sehen, der für Deutschland mit dem flotten Song „I don't feel hate“ an den Start gehen wird. Also, noch ein wenig Geduld.

Heute habe ich mir vorgenommen, mal zwei Künstlerinnen bzw. Künstler zu erwähnen, die bei mir besonders hängen geblieben sind. Bei meiner Auswahl habe ich diese zwei genommen, die mit ihrer Attitüde auch den Wahnsinnserfolg von 65 Jahren ESC ausmachen. Es sind nicht immer die Lieder, sondern auch die speziellen Künstlerinnen und Künstler, ihre Bühnenoutfits oder auch ihre Performances: Dieses „Bunte“ hat für mich auch immer den Reiz gegeben und der ESC mein Lieblings-Event geworden ist. Stellt Euch mal vor: 39 Lieder in einem Einheitsbrei und nur „Mainstream“! Nein danke, das wäre nichts für mich!

Übrigens, die schrägsten Auftritte sind auch nach wie vor die, die am meisten hängenbleiben und jedes Jahr in der ESC-History gezeigt werden. Also, Mut zeigen wird belohnt. Nicht immer der, der vorne liegt, erhält Kultstatus. Denken wir nur an Joy Fleming, die 1975 mit einem damals vielleicht für die Jury zu modernen Song antrat und nur auf dem 17. Platz (von 19 Teilnehmern) landete. Jahre später bekam der Song „Ein Lied kann eine Brücke sein“ einen absoluten Kultstatus, gilt als eine „ESC-Hymne und taucht bei jeder ESC-History-Sendung immer auf.

Und so grün das Kleid von Joy 1975 war, so grün ist es in diesem Jahr von Lettland. Eine auffallendere Inszenierung geht ja kaum noch, was nicht nur an der Sängerin Samanta Tina, sondern auch an den grün vermummten Begleiterinnen liegt. Eines steht fest: Die Sängerin hat mich auf jeden Fall bei der Pressekonferenz mit ihrer gesamten Präsenz. Bereits im Video zu ihrem Song „The moon is rising“ präsentiert sie sich als die Königin der Nacht. Sie selbst sagte in einem Interview: „Ich suche keinen Standard-Eurovisions-Klassiker, sondern ich möchte gerne eine verrückte Überraschung sein.“ Ich freue mich so sehr auf den Auftritt dieser verrückten Nudel!

Ein weiterer auffälliger Künstler kommt aus Norwegen, dessen Song „Fallen Angel“ mich eigentlich bisher gar nicht so berührt hat. Aber spätestens heute nach der Pressekonferenz finde ich „TIX“ total super und interessant. Er ist so sympatisch! Schon alleine, wie er Stimmung in die Pressekonferenz brachte und sich auf das Pult stellte, „Come on“ rief und dass wir uns alle bewegen und locker sein sollten.

Andreas Andersen Haukelandist „TIX“ aus Norwegen.

Foto: Bergener

„TIX“, der im echten Leben Andreas Andersen Haukeland heißt, ist seit vielen Jahren sehr bekannt in Norwegen mit einigen Nummer-eins-Hits in den Charts. Als Komponist wirkte er übrigens an dem Hit „Sweet but psycho“ der US-amerikanischen Sängerin Ava Max mit, der bis Ende 2018 bis an die Spitze der offiziellen Singlecharts in elf Ländern rückte. Der ESC-Song 2021 „Fallen Angel“ stammt aber ganz alleine aus seiner Feder. Nun bin ich gespannt, was ihr von seinem Auftritt im Engelskostüm sagt. Schreckt er eher ab oder zieht er die gesamte Aufmerksamkeit auf sich, wie er es in der Pressekonferenz tat?

Ach, es ist so schön bunt dieses Jahr. Ich freue mich, dass dieses Jahr für jeden Geschmack etwas dabei ist. Ich muss wieder mal sagen: Ja, das Motto „Open up“ für den ESC 2021 passt!

Viele musikalische Grüße aus Rotterdam, Euer Euro-Music-Peter!