„Wat is Demokratie? Da stelle m‘r uns mal janz dumm un sagen so: Demokratie ist, wenn die Menschen in ihren unterschiedlichen Wesensarten und Naturellen in Staat und Gesellschaft gut aufgehoben sind und sie sich alle paar Jahre das Personal aussuchen dürfen, das die Interessen des Einzelnen mit den Belangen der Allgemeinheit in die Balance bringen soll.
Dass die Akzente und Wege zur Herstellung dieses Gleichgewichts höchst unterschiedlich und insoweit auch strittig gesehen werden, liegt in der Vielfalt des Menschseins. Als Experten, Ordnung in ein befürchtetes politisches Durcheinander zu bringen, bieten sich die Parteien an. Sie sind durch das Grundgesetz vom 29. Mai 1949 beauftragt, an der Willensbildung des Volkes mitzuwirken.
Es geht also kein Weg an den Parteien vorbei, wenn der Staatsbürger Einfluss auf die Gestaltung des Gemeinwesens nehmen will. Und gerade in Zeiten von Wahlkämpfen menschelt es zuweilen bei Feldherren und Fußvolk, was nicht immer so niedlich ist, wie es sich anhört.
Schuldenbremse, Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, Klima, Migration, Stellenwert der Pflegeberufe, der Schulbildung und, und ... Themen, in denen man sich als parlamentarisches Alphatier verbeißen kann. Und doch läuft alles auf den Kompromiss zur Gestaltung des demokratischen Miteinanders hinaus und nicht um eine Alternative zur Demokratie als solche. Zumindest bei den in der parlamentarischen Tradition gewachsenen Parteien.
Da muss man dann auch mal Mehrheitsentscheidungen bei Herzensangelegenheiten verdauen, an denen man sehr zu beißen hatte. Bei der Alternative, da stelle m‘r uns mal überhaupt nicht dumm. Wer den Dekreten und Ansinnen des 47. Präsidenten der USA Beifall zollt und als vorbildlich ansieht, die jedem Demokratieverständnis und staatlichen Miteinander Hohn sprechen, ist vielleicht auf dem Wahlzettel gelistet, aber in Sachen Demokratie mit Elon Musk auf Augenhöhe.
Um zu verhindern, dass die Demokratie schließlich in der Wahlurne begraben wird, bleibt nur der Weg zum Wahllokal oder Briefkasten. Der mündige Bürger, der nicht wählt, entmündigt sich selbst. Um so leichter fällt der Autokratie für Deutschland die gesellschaftliche Entmündigung. Das würde dann in der ,Feuerzangenbowle’ Professor Crey, alias Bömmel, wohl so kommentieren: ,Bäh, watt habt ihr für ’ne fiese Charakter!’
Hans-Dieter Babenek“