Sozusagen gegen seinen härtesten Gegner musste der Lind(h)wurm aber nicht antreten: Während die Bundestags-Kandidatinnen und -Kandidaten der Grünen (Anja Liebert), für Volt (Frances Noltekuhlemann), für die FDP (René Schunck) sowie für die Linke (Till Sörensen-Siebel) dem SPD-Lind(h)wurm Helge mutig entgegentraten, fehlte Thomas Haldenwang in dieser Slam-Schlacht um Mittelerde ... äh Wuppertal. Er ließ sich wegen Krankheit – wohl eine Erkältung – entschuldigen, Ersatz wollte die CDU nicht stellen.
Dabei ging es beim politischen Poetry-Slam in der „börse“ nur um die Gunst des Publikums, das mit Texten zu zwei festgelegten Themen sowie einem freien Thema überzeugt werden sollte – und natürlich nicht um Stimmen. Die Moderatoren Julian Spiegelhauer und Wilko Gerber erklärten die Regeln, wobei neben „Respect the poets“ vor allem die Bewertung eine Rolle spielte.
Mithilfe kleiner Buchstaben stimmte das Publikum über die künstlerische Leistung auf der Bühne ab. Und dort oben ging es richtig rund: Schon in der ersten Runde zum Thema Wuppertal im Jahr 2050, in der alle jeweils drei Minuten plus 30 Extrasekunden auf Wunsch des Publikums bekamen, waren poetische wie lehrreiche Sätze zu vernehmen.
René Schunck (FDP) hoffte darauf, dass in 25 Jahren nicht nur die Eliten gedeihen, sondern auf „Wohlstand für alle“. Für Volt trat Frances Noltekuhlemann an, die sich ein Parlament wünschte, „das endlich rockt“.
Bei der zweiten Runde zum Thema Einsamkeit war Anja Liebert besonders stark, denn sie sagte, dass man sich Einsamkeit – im Gegensatz zum Alleinsein – nicht aussucht. Und fügte hinzu: „Einfach nette Orte statt leerer Worte“ seien eine Lösung, genau wie: „Deutschlandticket – we don’t kick it.“
Zur letzten Runde erklärte Till Sörensen-Siebel für die Linke: „Wenn dich Miet- und Lebensmittelpreise quälen, kannst du nur die Linke wählen.“
Spätestens mit seinem dritten Vortrag holte sich Helge Lindh dann den Sieg. Mit dem Märchen vom heldenhaften Lind(h)wurm, der Wuppertal mit aller Kraft verteidigt, lachte der gesamte Saal. Hier einige Auszüge des Gedichts, das für Helge Lindh zu den Highlights seines Wahlkampfs zählt: „Im Tal der Wupper, wo Regen tanzt, wo Grün sich an die Straßen wanzt, da liegt ein Hort, so tief und offen, von Lind(h)wurms Liebe stark getroffen. Wuppertal, du Perle im Bergischen Land, mal dreckig, doch stets mit offenem Verstand. Der Lind(h)wurm hütet dich mit Stolz und Macht, deine Schönheit strahlt bei Tag und Nacht. Doch nahen Recken aus fernen Reichen, sie wollen den Hort mit List erreichen. Fünf Heldinnen, Helden, stark, voller Mut – doch keiner kennt des Lind(h)wurms Glut.“