Rundschau: Herr Tyrala, sind Sie froh über die Pause und den Urlaub – oder besteht schon Vorfreude auf den Trainingsauftakt?
Tyrala: „Zurzeit arbeite ich weiter in meinem Job als Versicherungskaufmann. Als WSV-Trainer wird man nicht reich (schmunzelt). Es ist beides. Ich bin froh, dass die Saison vorbei ist, weil sie anstrengend und kräftezehrend war. Aber wir spielen weiter in der Regionalliga, das ist der wichtigste Punkt. Wir werden uns neu sortieren. Insofern ist die Vorfreude auf neue Saison da. Wir arbeiten am Kader, um dann neue Idee reinzubringen in die Mannschaft.“
Rundschau: Die Saison war eine Berg- und Talfahrt. Sie sind seit November im Amt. Was war aus Ihrer Sicht das Herausforderndste, was das Schönste?
Tyrala: „Es hat aus meiner Sicht vieles gepasst, nur eben die Ergebnisse nicht. Somit war das Herausforderndste, die gute Leistung in Ergebnisse ummünzen. Der Tiefpunkt war Schalke. Wir haben wirklich gut gespielt, aber kein Tor gemacht und verlieren 0:1. Da war ich leer. Auch gegen Wiedenbrück waren wir die bessere Mannschaft und verlieren. Keiner weiß warum.
Andere Vereine hätten da wahrscheinlich noch mal den Trainer getauscht. Danke an Gaetano (Manno, Sportlicher Leiter des WSV, Anm. der Red.), er hat die spielerische Entwicklung gesehen. Und: Wir sind extrem ruhig geblieben. Gaetano hat mir nach außen und intern den Rücken gestärkt. Wir haben an Lösungen gearbeitet und es am Ende geschafft. Schön war, wie wir gegen Gladbach und unerwartet in Köln gewonnen haben. Da hat man gespürt, was die Mannschaft eigentlich kann. Aber wenn man dann das 0:7 in Gütersloh sieht – das war, auch auf die gesamte Saison gesehen, einfach zu wenig.“
Rundschau: Nun gibt es wieder einen Neuaufbau. Ist das auch Ihrer Sicht gut oder schlecht?
Tyrala: „In erster Linie war die Saison nicht gut. Deshalb kann nur positiv sein, einen Schnitt zu machen. Wir haben mit den Jungs verlängert, die zu uns passen. Wir sind mit dem bisherigen Stand zufrieden. Einiges ist ja noch in der Mache.“
Rundschau: Zehn Spieler fehlen noch. Werden alle 24 Akteure zum Trainingsstart da sein?
Tyrala: „Wir sind sehr, sehr weit. Gaetano hat viel eingetütet. In den nächsten Tagen werden die Ergebnisse bekannt gegeben. Wir haben Zeit und keinen Stress. Ob nun 90, 92 oder 95 Prozent beim Trainingsauftakt sind, ist egal.“
Wie sehr bedauern Sie, dass Abwehrchef Vincent Gembalies geht?
Tyrala: „Das schade. Es ist kein Geheimnis, dass wir ihn gerne behalten hätten. Wir haben ihm eine Führungsrolle zugetraut. Manchmal ist das so, dass Spieler andere Vorstellungen haben. Dann geht die Suche weiter. Das war bei uns am Tag danach der Fall.“
Rundschau: Wie soll sich die Mannschaft 2025/26 präsentieren?
Tyrala: „Wir haben fußballerisch extrem einen Schritt nach vorne gemacht. Verfeinern müssen wir aber auf jeden Fall das Spiel im letzten Drittel. Wir haben viele schnelle Spieler geholt, auch welche, die in die Tiefe gehen, wie Vincent Schaub und Daiko Kamo. Das wird der Weg sein – Jungs, die 90 Minuten marschieren. Das Wuppertaler Publikum akzeptiert, wenn man verliert, aber jeder alles auf dem Platz gelassen hat. Jeder muss sein Herz mitbringen. Wir haben bei den Verpflichtungen darauf geachtet, dass sie charakterlich einwandfrei sind.“
Rundschau: Schnelligkeit ist das eine. Allerdings besonders fehlten in der abgelaufenen Saison die Tore.
Tyrala: „Klar, man wünscht sich immer einen 20-Tore-Stürmer. Aber Kadi Atmaca hat zuletzt eine gute Rolle gespielt, das erhoffen und erwarten wir auch in der neuen Saison.“
Rundschau: Der BVB II als Absteiger aus der 3. Liga, dazu der Bonner SC, die Sportfreunde Siegen und der VfL Bochum II als Oberliga-Aufsteiger, zu denen sich auch noch Schonnebeck, Velbert oder St. Tönis gesellt – leichter wird es nicht, oder?
Tyrala: „Wahrscheinlich wird es noch schwieriger, das sind gute Aufsteiger. Für uns geht es von Anfang um den Klassenerhalt, das wird Ziel sein. Und eine Saison mit weniger Tiefen.“