Die Junior Uni und die Historische Stadthalle veranstalten am 25. Mai 2025 gemeinsam zum 125. Jubiläum der Stadthalle ein Zukunftsfestival für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Der ursprünglich geplante Expertenvortrag des Umweltschützers Robert Marc Lehmann „kann nicht stattfinden“. Das teilten die Verantwortlichen vor einigen Tagen mit. Als prominenter Ersatz konnte Ranga Yogeshwar, einer der bekanntesten Wissenschaftsjournalisten des Landes, gewonnen werden.
Warum Lehmanns Vortrag entfällt, wurde seitens der Veranstalter nicht bekannt gegeben. Das holt Lehmann selbst jetzt nach: In seinem 23-minütigen YouTube-Video vom 19. Mai 2025, erklärt er, warum er beim Zukunftsfestival nicht dabei ist und löst damit eine Welle der Empörung aus. Und die bricht über die Historische Stadthalle, den Zoo-Vereins-Vorsitzenden Bruno Hensel und die Stadt herein.
Was war passiert? Die Rundschau fasst das Video zusammen:
Robert Marc Lehmann erzählt darin von seiner ursprünglichen Freude darüber, von der Stadthallen GmbH für einen Vortrag beim Zukunftsfestival verpflichtet worden zu sein - wegen der besonderen Umgebung und der erwarteten 1.500 jungen Zuhörern. Und von seiner Bestürzung, als ihm Stadthallen-Geschäftsführerin Silke Asbeck bei einem Videocall im Vorfeld des geplanten Auftritts untersagt habe, über Zoos zu sprechen. Begründung der Stadthalle laut Lehmann: Bruno Hensel, Vorsitzender des Wuppertaler Zoo-Vereins, sowie ein Pro-Zoo-Meinungsblogger habe die Verantwortlichen umfangreich über seine Person informiert. Hintergrund: Lehmann hat sich mit dem von ihm gegründeten Verein „Mission Erde“ aktiv gegen die Tierhaltung in Zoos ausgesprochen.
„Ich war sehr vor den Kopf gestoßen. Mit wurde noch nie das Wort verboten“, so Lehmann im Video. Er habe wegen dieser „Einschränkung der Meinungsfreiheit“ den Vertrag über sein Engagement daher aus wichtigem Grund gekündigt. Die Stadthalle sei im Vorfeld über seine Vortragsinhalte informiert gewesen, außerdem sei er von einer Followerin gebucht worden, „die eigentlich wissen sollte, was ich tue“. Unabhängig davon hätten Zoos und die Kritik an ihnen im geplanten Vortrag eine absolut untergeordnete Rolle gespielt und vielleicht ein Prozent des Inhalts ausgemacht.
Die Stadthalle habe wenige Stunden später einen Auflösungsvertrag übermittelt, der keinerlei Entschädigung für den aus Lehmanns Sicht von ihr verursachten Ausfall vorsah. Daraufhin habe er finanzielle Forderungen stellen wollen, sei dann aber seinerseits mit dem Schreiben eines Wuppertaler Anwalts konfrontiert worden. Der habe im Namen der Stadthalle 1.375,88 Euro Ersatz für die durch sein vertragswidriges Verhalten entstandenen Schäden verlangt. Begründung: Die Stadthalle habe bei Vertragsabschluss keine Kenntnis über seine „übliche unflätige Wortwahl“ in Bezug auf Zoos gehabt.
Demo statt Stadthallen-Auftritt
Unabhängig von der so angestoßenen juristischen Auseinandersetzung will Lehmann, dessen YouTube-Kanal knapp eine Million Abonnenten hat, jetzt am Sonntag in ganz anderer Form in Wuppertal auftreten. Und zwar bei einer von einer Unterstützerin angemeldeten Demonstration für Tiere in Freiheit und gegen Zoos, die um 13 Uhr auf dem Laurentiusplatz stattfinden soll. Auf Social Media haben zahlreiche Menschen aus ganz Deutschland spontan ihr Kommen angekündigt ...
Die Stadt Wuppertal reagiert gemeinsam mit der Historischen Stadthalle auf das Video mit einer Pressemitteilung.
In der Auseinandersetzung um die Gestaltung des Zukunftsfestivals zum Jubiläum der Historischen Stadthalle mit dem Meeresbiologen und Umweltschützer Robert Marc Lehmann reagieren Stadthallenverwaltung und Zooleitung mit einem Dialogangebot.
Hier der genaue Wortlaut:
Ursprünglich war Lehmann von der Stadthalle für einen Expertenvortrag zum Thema „Nachhaltig unser Morgen gestalten“ gebucht worden. In der weiteren Abstimmung zu Rahmen und Inhalt des Vortrags waren auf Seite der Stadthalle Zweifel daran aufgekommen, ob eine vom Wissenschaftler angekündigte Zoo-Kritik für das geplante Familien-Event unter dem Thema Nachhaltigkeit passend sei. Darauf angesprochen, hatte Lehmann den Vertrag umgehend gekündigt.
„Wir bedauern eine nun auch öffentlich nicht immer sachgerecht diskutierte Eskalation, die so in keiner Weise beabsichtigt war“, betont Stadthallen-Chefin Silke Asbeck. Gerne wolle man den Dialog mit dem Umweltschützer weiterführen und gemeinsam ein Format für eine öffentliche Diskussion zur Tierhaltung in Zoos und ihre Bedeutung für den Artenschutz definieren. „Dafür stehen sowohl die Historische Stadthalle als auch der Zoo Wuppertal jederzeit zur Verfügung.“